Ein relativ aufgesetztes Intro der Marke "tiefe effektversetzte Stimme" erzählt mir was, lässt mich noch kalt. Was dann auf mich einwirkt, habe ich mir gänzlich anders ausgemalt. Ich wusste, dass es ihre vierte Langspielplatte ist und sie sich mit nordischer Mythologie befassen. Doch weiter vom bekannten Paganterrain oder Bands wie Amon Amarth könnte man sich kaum bewegen. In ihrer unkonventionellen Mixtur aus Black/Death/Power Metal und einem Schuss Viking sind sie so eigenständig, dass sich mir, ausser der Ähnlichkeit bei gleichzeitigem Grunzen und Kreischen zu Belphegor, keine Vergleichsmöglichkeit ergibt. BM und DM bilden die Basis, der Rest stellt verfeinernde Essenzen dar.

Die Produktion ist, ich behaupte das mal so, bewusst krachig angelegt. Dies unterstützt nämlich wundervoll die Wirkung des Schwarzmetalls in diesem Gebräu, lässt bezüglich des Pagan Metal nostalgische Gefühle aufsteigen und steht ihrer Variante von DM auch recht gut. Alles in allem für Spectral wohl die beste denkbare Produktion, die aber kaum einer anderen Band so gut stehen dürfte.

Ob nun im Titelstück oder im späteren Verlauf des Silberlings, zeichnet der DM sich oft für gemütliches Wippen und Kopfschwenkansätze und der BM für wildes rotieren des Haupthaars bis hin zu: "Nee, das Tempo macht meine Kopfaufhängung nicht mit." aus. "Embrace The Darkness" ist ein Unikat, da es sowohl am Anfang, nur einleitendes Schlagzeug, als auch in der Mitte, ergreifender klarer Gesang und gesprochener Text, sich vom Rest unterscheidet. Die Metalhymne schlechthin ist mit "Pagan Steel" abgeliefert worden. Die Strophe versetzt den Empfänger in Raserei, damit dieser dann voller Inbrunst den Refrain mitbrüllt. "Age Of Eternal Victory" stellt als einziger die Viking-Essenz in den Vordergrund und das sehr gekonnt. Drückend wuchtig und mächtig stampfend dröhnt es aus den Boxen. Ansonsten wurden hier durchgehend gute Songs eingespielt, die aber nicht so stark voneinander variieren wie die genannten.

Fazit: Es ist ein Album, welchem man schnell ungerecht werden könnte, falls man nach drei Liedern meint schon alles gehört zu haben. Die Platte und das Können von Spectral eröffnet sich am deutlichsten in ihrem Abwechselungsreichtum. Spätestens im zweiten Durchgang beweisen viele Kompositionen ihre wahre Grösse. Ein ständiger Wechsel von aggressiven, hasserfüllten zu hymnischen oder einfach im wahrsten Sinne des Wortes metallischen Elementen macht das Album zu einem kurzweiligen und gefallenden Erlebnis. Jeder, der Interesse an irgendeinem vertretenen Genre hat, kann getrost mal rein hören.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

CCP Records

Veröffentlichung

3/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal