Catamenia aus Finnland sind unheimlich produktiv. Dass sind wohl unumstössliche Fakten, die das musikalische Schaffen jener Truppe betreffen. Fakten kann ein Rezensent eher selten schaffen, aber unsere Zunft versucht sich darin, eine möglichst feine Peilung zu geben, was mit einem Album anzufangen ist. In der praktischen Umsetzung also: Die CD Zertreten oder Hören?
Ich werde also mal sehen, was bei "Cavalcade" angebracht ist.

Was fällt zuerst auf? Dass die Truppe aus Finnland innerhalb der letzten 1-2 Alben wesentlich "freundlicher" klingt. Die alten Brutalitäten des Schwarzstahls (so noch auf "Winternight Tragedies" und "Chaos Born") sind stark geschwunden, stattdessen greift man wesentlich häufiger auf den Klargesang von Kari zurück und drosselt das Tempo allgemein ein wenig. Weniger Knüppelpassagen auf dem Schlagzeug und merklich präzisere Riffs ohne Stakkato-Prügelei auf den Saiteninstrumenten. Catamenia scheinen die Schwärze irgendwann ausgehaucht zu haben, denn "Cavalcade" kann man höchstens noch mit gekreuzten Fingern Black Metal nennen.
Geboten wird eher ein Cocktail aus schwarzem Schwermetall, plus einer Power Metal Olive mit süsslich melodischer Füllung. Stücke wie "Reincarnation", "Angry Again", "Silence" und "The Vulture’s Feast" haben sich schlussendlich vollkommen von den Wurzeln Catamenias gelöst. Hier fühlt man sich manchmal eher an Sentenced erinnert. In "The Path That Lies Behind Me", "Quantity Of Sadness" und vor allem "Post Mortem" wird glücklicherweise nochmal die Katze in den Sack geknüppelt und man fühlt sich, bis auf den übermässigen Einsatz der Klarstimme, zumindest ein klein wenig an alte Zeiten erinnert. Aber wie gesagt, traurigerweise nur leicht.

Catamenia sind also auf den emotionalen, sehr viel sanfteren Zug aufgestiegen und stellenweise, wage ich zu behaupten, klingt ihre neue Scheibe nach Metalcore. Ich denke, das ist vertretbar, solang der Zug nicht eines Tages pink angemalt wird und Sitzbezüge aus Samt bekommt.
Wer Catamenia früher vergötterte, sollte sich die Enttäuschung ersparen und die Finger von "Cavalcade" lassen. Wer "The Time Unchained" mochte, darf den Kauf wagen.
Ein ganz vernünftiges Album, das aber keinen einzigen Ohrwurm liefert und eher in die Sparte "Autofahr-Musik" gehört.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

2/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal