Bereits zum dritten Mal sticht das Bonner Duo in See. Ihr pechschwarzer Schabernack gehört spätestens seit "Der Ort" zum Hochwertigsten in Sachen Black Metal, was unser nördlicher Nachbar zu bieten hat.

Zu meinem Leidwesen haben Tim und Steffen den Anteil der wald- und naturmystischen (wie sie es selbst nennen) Gitarrenzupfereien deutlich heruntergeschraubt. Der freiwerdende Raum wird mit warmen, erdigen E-Scheitklängen belegt. Die folkloristische Aura wird beinahe komplett durch ein abwechslungsreiches, dichtes Klangewebe ersetzt. Die Atmosphäre auf "Merkur" funktioniert hervorragend, was nicht zuletzt auf die organischen Klänge zurückzuführen ist, auf welche die Schiffskobolde seit jeher grossen Wert legen.

Unberechenbar und vollgepackt mit Emotionen gehen die Schiffsgeister zu Werke. Auf Opeth ähnelnde Arrangements folgen jazzige oder aber dissonante Elemente. Schrille Rasereien im Wechsel mit getragenen Klängen sorgen für Spannung und Dynamik. Trotz einer gehörigen Weiterentwicklung schimmert der typische Klabautamann Stil stets durch. Auch eine Auseinandersetzung mit der lyrischen Seite lohnt sich. Tiefgründige und vielschichtige Texte wurden mit ausgewählten Worten verfasst.

Mit dem Patrick Schroeder (Centaurus-A) am Schlagzeug, Gastsänger Christian Kolf (Valborg, Island, Wobunr House) und –musiker Fredy Schnyder (Nucleus Torn) am Piano beziehungsweise Mellotron wird die Grundbesetzung ergänzt.

"Merkur" ist sicherlich das progressivste Werk der ersten Klabautamann-Dekade. Der Drittling ist kein Seemannsgarn, sondern authentischer und individueller Black Metal jenseits jedwelchiger Konventionen. Klabautamann begeistern und manifestieren ein weiteres Mal ihre Daseinsberechtigungen in jeder schwarzmetallischen Tonträgersammlung.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Zeitgeister Music Distribution

Veröffentlichung

11/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal