Seither messe ich natürlich jeden Fetzen des Horna'schen Treibens an dieser extrem hoch liegenden Latte, die bis dato nicht übersprungen werden konnte.
Und auch wenn man keinen Brecher der Marke "Ars Laternarum" mehr aus dem Ärmel schütteln konnte, so steht man doch als Inbegriff des Black Metal fest in der Brandung, manches Mal der Geldmacherei bezichtigt und stets Herr über die Flut der eigenen Veröffentlichungen, die bisweilen einen inflationären Eindruck vermittelt.
Nun ist die französischen Plattenschmiede Debemur Morti bekanntermassen nicht auf den Kopf gefallen, hat sich vor Zeiten der Dienste Hornas versichert und melkt seine beste Kuh im Stall in ordentlicher Manier.
Kein Zufall also, dass man sich jüngst daran erinnerte, dass aus einer früheren Aufnahme-Session noch massig Tonmaterial zur Verfügung stand, welches keiner abrupten Re-Publikation zum Opfer gefallen war - ein glücklicher Umstand, der sich dieser Tage in CD-Form unter dem Titel "Musta Kaipuu" über uns hermacht...
Eigentlich könnte man es kurz machen, denn "Musta Kaipuu" gibt in meinen Ohren eine eher mässige Momentaufnahme vergangener Jahre zum Besten, an der sich echte Horna-Anhänger werden ergötzen können und die auf Freunde der Gegenwart abschreckend wirken wird.
Als bekennender Nostalgiker und Neunziger-Skandinavien-Junkie verstehe ich die zehn enthaltenen Tracks natürlich richtig und respektiere den Old School-Gedanke hinter den Aufnahmen, den die Band in die Neuzeit herüber gerettet hat.
Und so gerne ich auch ein Loblied auf "Musta Kaipuu" singen würde, es gelingt mir letztlich nicht mit Überzeugung, denn schon nach den ersten Minuten finde ich mich wieder in einer zähen, kaugummigleichen Masse aus sprödem Schwarzmetall, der trotz deutlich erkennbarer Anläufe schon im Opener "Piina" nicht gipfeln kann.
Wieder und wieder reissen die Gitarrenläufe das Ruder herum von bedeutungslosen Rhythmen hin zu melancholischer Dramatik und man rechnet sekündlich mit dem zündenden Ausbruch - vergeblich.
Es ist traurig feststellen zu müssen, dass Kompositionen wie "Aldebaranin Susi" ohne die prägnante, eisige Schreistimme von Frontmann Corvus schlichtweg abgesoffen wären, derart unkreativ gestaltet sich das Songwriting.
Auch der Exkurs hin zum Humppa-Black - man höre "Oi Kallis Kotimaa" - ist ein Schlag ins Wasser und passt weder ins Gesamtbild der Scheiblette noch zum Geschmack der treuen Hörerschaft.
Ein weiterer Schwachpunkt ist das maximal mittelschnelle Tempo, dass Singspiele wie "Pohjanportii" flugs entwaffnet und einer drückenden Taub- und Stumpfheit zuführt.
Aber Horna wären nicht Horna, würden sie nicht auch dieser B-Kollektion einige Goldstücke beimengen.
Die Rede ist beispielsweise von "Marraskuussa" - hier stellt man unter Beweis, dass man alles abräumt, sobald man die schnelle Gangart wählt, anstatt in schleppender Manier durch die Botanik zu eiern.
Alle vorstehend nicht angesprochenen Titel bergen weder besondere Stärken noch besondere Schwächen, halten eine angenehm lebensfeindliche Atmosphäre aufrecht und balgen sich hörbar mit der schwammigen Aufnahmequalität.
Fazit:
Mikrofon-Mann Corvus ist auf Posten, schreit sich im Dienste seiner Formation die Seele aus dem Leib und verkörpert den einsamen konsequenten Volltreffer von "Musta Kaipuu".
Insgesamt ist schon zu erkennen, weshalb die zwei handvoll etwas fader Happen vor vielen Monden ausgesiebt und nicht publiziert worden sind, denn Horna hinterlassen bei mir ein kraftloses, unmotiviertes Bild, wobei - wie anfangs erläutert - meine persönliche Messlatte recht hoch liegt.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Debemur Morti |
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Veröffentlichung |
9/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |