Für Eklatanz ist die Zeit vorüber, in der frostige, düstere Klänge aus den bayrischen Wäldern kamen. Das Cover von ".Existenz" ziert eine langbelichtete, verwackelte Nachtaufnahme einer befahrenen Strasse. Damit reiht er sich in das Genre ein. Früher waren es eben Winterlandschaften auf jedem Cover, heute bedienen sich die Bands moderner Schwarzklänge der Grossstadtfacetten. Was kann schon bedrückender sein als das Leben selbst? Im Post Black Metal, der gern auch teilweise dem Shoegaze untergeordnet wird, spielen die Interpreten mit dem, was jeder Mensch kennt. Die Enge überfüllter Städte, die furchteinflössende Geschwindigkeit des Alltages, gesellschaftlicher Druck, graue Industriegassen, Beton, Gefühlskälte, Routine. Realismus, wie er nicht wahrhaftiger und emotionaler sein könnte.
"Erwachen im Dunkel" ist ein Instrumentalstück, das viele Elemente depressiver Rockmusik aufweist. Es ist, kurzgesagt, nichts Neues, dennoch angenehm monoton und rührend. Nach einem gemächlichen Fade-Out geht es über zu "Ein Schrei in die Nacht", wo wohl der Schwerpunkt in Sachen Brutalität auf dieser EP liegt. Umso verblüffender wirkt und kommt "Verblasst" daher, ein akustisches Gitarrenstück in Balladenform. Eklatanz wispert uns von Sehnsucht nach Freiheit und der Kummer um Sorgen und beschwertem Leben schwingt unglaublich intensiv mit. Mein klarer Favorit auf ".Existenz". "Ausgeburt" bewegt sich im arg depressiven Bereich, sehr schleppender Schlagzeugsound, von dem ich übrigens nicht sicher bin ob er aus der Dose kommt oder analog eingespielt wurde. Dazu reihen sich im zweiten Drittel des Stücks auch warme Synthieeffekte. "Weltenwandler" kommt zu guter Letzt nochmal mit sehr wenig Text aus und ist im Stile der ersten Songs gehalten. Eindrucksvoller Ausklang.
Es scheint, als wäre anfangs noch nichts verloren, während zur Mitte des Albums hin die Selbstzweifel des Protagonisten zunehmen, die Verzweiflung und Ratlosigkeit, die letztlich in den letzten beiden Liedwerken in ausweglose Melancholie umschlagen. Eklatanz greift auf, was bei Alcest angefangen und bei Amesoeurs fast perfektioniert wurde. Wenn auch im Alleingang, weniger professionell und mit deutlich weniger eigenen Noten, was auch aus der zu typischen Instrumentierung resultiert.
36 Minuten voller Gefühle, ein Hidden Track nach Lied 5 inbegriffen. Eines der konzeptionell am meisten herausragenden Alben, die ich in diesem Jahr bisher in den Händen hielt. Definitiv ausbaufähiger, aber schon jetzt von enormer Überzeugungskraft. Für das Debut würde ich mir noch klarere Soundqualität wünschen und mehr Variation im Tempo, um einen kleinen Schritt mehr aus der enormen Depressivität, hin zur Progressivität moderner Rockmusik, zu tun.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Pest Productions |
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Veröffentlichung |
7/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |