Kenner wussten "Die Saga" und "Der Pfad zum Fluss" der westfälischen Geheimniskrämer EgoNoir zu schätzen. Zwei Jahre dauerte es nun, bis der Welt etwas Neues präsentiert wurde. Das Ergebnis vermutlich abartiger Inspirationsvorgänge trägt den Namen "A New Philosophical Thunder", eine kurz ausfallende EP, im schicken Digipak erhältlich. Ich war gespannt und schmiss die Scheibe ins Abspielgerät...

Und war von der Nicht-Erfüllung meiner Erwartungen überrascht. Wo auf jüngster Vorveröffentlichung noch sehr viel Struktur vorhanden war, ein deutlicher Faden die Musik leitete, hat auf der aktuellen Scheibe ein Stück wenig mit seinem Nachfolger gemeinsam. Fünf Zeugen düsterer Hirnanstrengung umfasst die EP, den Anfang macht ein titelgebendes Stück, das vorwiegend auf Atmosphäre setzt. Die stramm gespannten Klaviersaiten geleiten den Hörer aus der betäubenden Halle atmosphärischer Regenfall-Samples und reiben die Stimmung zusammen mit einem extrem minimalistischen Bassgeplänkel auf, bis letztlich ein äusserst nihilistischer Gesang von apokalyptischen Visionen erzählt.
"In dunklen Hallen" bombardiert man dann, als Startschuss für härtere Klänge, mit schnellerem Schlagzeug und Kreischgesang. Als besonders prägnant erweist sich das einfache Gitarrenriff, das von einer schäbig verzerrten Gitarre stammt, auf die wohl Gitarrist Lethargie, guter Freund von BinZynisch und ebenfalls Gründungsmitglied, im Studio eindrosch.

Dezent klingt die Gitarre und erinnert im Zusammenspiel mit der übrigen Instrumentierung stark an das Schaffen der deutschen Truppe Verdunkeln; während die Undurchschaubarkeit jedes Liedgutes auf "A New Philosophical Thunder" aus der selben Masse zu sein scheint, die sich im Inspirationsgral der Dark Metaller Bethlehem befindet.
Auffällig ist die nicht bescheidene Verwendung von eingestreuten Sprachsamples, hier ruht die Essenz des experimentellen Charakters, sowie das faktische Interesse von BinZynisch an Ambientklängen. Letzterer Track auf dem Album unterstreicht diese Feststellung übrigens sehr deutlich.

"Winter Is My Name" bringt die Bombastmesslatte nochmal auf einen Höhepunkt. Die Gitarren fallen schwerer aus und der Sound wird wesentlich basslastiger sowie breiiger, die Kehlenarbeit manifestiert sich in einem fiesen Kreischkrächzen, das kaum Vergleiche zulässt. Je angestrengter die Noten versuchen, Brutalität auszudrücken, umso seltsamer klingt das Schlagzeug. Ich würde es nicht garantieren, gehe aber davon aus, dass man hier immernoch auf Konservenfelle zurückgreift, schade.

Ende gut, alles gut. Definitiv, meine Erwartungen wurden nicht erfüllt, vielmehr haben EgoNoir mich mal wieder eines Besseren belehrt. Sie tanzen keinen Stil nach und stecken gigantischen Energien in ihr musikalisches Schaffen. Anders ist der enorme Tiefgang des vorliegenden Albums nicht zu erklären. Daumen hoch für diese Scheibe, auch wenn mir die philosophische Erleuchtung allerdings nicht kam, ebenso die Vorahnung dieses Jahr nichts Besseres mehr aus den Boxen schallen zu lassen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Temple Of Torturous

Veröffentlichung

7/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal