Nach gefühlten 100 Langspielern füllen Lord Belial mit ihrem aktuellen Werk "The Black Curse" die Lücke, die Emperor nach ihrem Ausstieg aus der Schwarzmetall-Szene hinterlassen haben:
Symphonic Black Metal ohne Keyboardgedudel und allzu belastenden Schnörkel.
Ich muss gestehen, dass ich nach dem fulminanten Karriereeinstand "Kiss The Goat" - die Älteren unter uns erinnern sich sicher an die rosafarbene Ziege auf dem Cover - unbeabsichtigterweise etwas das Interesse an den Schweden verloren und ihr weiteres Schaffen aus den Augen und Ohren gelassen habe.
Wie gut trifft es sich da, dass ich mir nun anhand von "The Black Curse" eine Momentaufnahme der musikalischen Umtriebigkeit des Quartetts verschaffen kann.

Wie angedeutet setzen Lord Belial auf gewichtige Melodien, die sich trotz ihres Umfanges stets auf das Wesentliche beschränken und nicht darauf abzielen, operngleiche Bombastarien vom Stapel zu lassen.
Im direkten Vergleich mit dem dreizehn Jahre alten Debut fallen natürlich einige Differenzen auf.
So ist die einst unheilige, rohe und eiskalte Atmosphäre einer gewissen Professionalität und der damit einhergehenden Glattpoliertheit gewichen - Fans der alten Schule sollten sich von "The Black Curse" demnach nicht angesprochen fühlen.
Für Freunde technischer Finessen hingegen ist die Platte ein echter Hinhörer, denn handwerklich hat man sich selbstredend eminent nach vorne entwickelt und transportiert filigrane Tonkunst auf höchstem Niveau.
In Sachen Songwriting habe ich die Schweden als eher mittelmässige Erscheinung in Erinnerung - diesbezüglich kann ich keine neuen Erkenntnisse gewinnen, denn trotz schematischer Variation und Verflechtung von Ruhe und Sturm stechen mir keine wirklichen Geistesblitze ins Ohr, ausserdem ähneln sich die Grundbauten der zehn Singspiele doch wesentlich.
Sei's drum, denn es macht schon Spass, den herben Schönheiten zu lauschen, die hier am laufenden Band aufgefahren und bis zur Erschöpfung ausgewunden werden.
Dominant erscheint hierbei übrigens die interessante Kombination von Schreistimme, Schlagzeug und Gitarrensoli, während die sonstigen Riffs doch an arg kurzer Leine gehalten werden.
Ob diese Besonderheit eventuell ausschliesslich der Produktion zuzurechnen ist, kann ich nicht einschätzen.

Obowhl ich nicht detailiert auf die Machenschaften der letzten Jahre eingehen kann und ich mich daher nicht als Spezialist für Lord Belial-Veröffentlichungen bezeichnen möchte, kann ich doch sagen, dass die Schweden einen hörbaren Reifeprozess hin zum stolzen Fackelträger und zur schillernden Szeneikone hinter sich gebracht haben.
Sehr schade finde ich, dass gewisse Aspekte von "The Black Curse" den Eindruck von Gleichgültigkeit und zehrender Routine erwecken - so stecken alleine das Coverartwork und die Songtitel derart tief im Sumpf der Belanglosigkeit, dass man auch dem Tonmaterial ähnliche Schwächen abfordern möchte.
Aber: Lord Belial geben sich musikalisch wenig Blösse und ziehen die Fans modernen Schwarzstahls locker auf ihre Seite.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Regain Records

Veröffentlichung

10/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal