Unzähligen Gemütern hat er im Laufe dieses Reifevorgangs mittelbar und unmittelbar auf die Finger getreten, sich ins Interesse der Öffentlichkeit und gleichzeitig ins Abseits manövriert.
Es scheint unmöglich, sich neben allem Tumult auch nur halbwegs auf Musik konzentrieren zu können, doch PR-Hexenmeister Gaahl hat erst damit begonnen, Bäume auszureissen - gerade jetzt, da die Augen der Hörerschaft freiwillig und unfreiwillig auf ihn gerichtet sind.
So geistert seit einigen Jahren, neben dem Hin und Her von Gorgoroth zu God Seed sowie den übrigen Projekten Trelldom, Gaahlskagg und Sigfader auch die Vierer-Kombo Wardruna durch den norwegischen Raum, die neben Gaahl von dem guten Kvitrafn - man kennt sich von Sigfader und Gorgoroth - betrieben wird und sich untypischerweise dem Ambient Folk widmet, was so garnicht ins Espedal'sche Gesamtbild passen will.
Macht aber nichts, denn solange dieser Kooperation patente Musik entspringt, die dem Hörer klangvolle Stunden und den Interpreten gefüllte Geldsäckel beschert, läuft der Laden.
Die Frage, warum das Wardruna-Debut "Gap Var Ginnunga" erst jetzt in die Läden kommt, dürfte sich selbst beantworten - hören wir mal rein...
Man mag es mir nachsehen, dass ich nicht alle Instrumente identifizieren kann, die man für die Vertonung der nordischen Mythologie zu Rate gezogen hat.
Ich will es schlicht als brilliant bezeichnen, wie tiefgründig und souverän man die schamanische und magische Seite der vom Wikingertum geprägte Geisterwelt in erhabene Klänge hüllt und den Konsumenten auf eine zauberhaft spirituelle Reise schickt.
Die Hauptarbeit obliegt Kvitrafn, der als offizieller Kopf der Band neben Hallvard Kleiveland alle Instrumente bedient und auch für die lyrischen Aspekte des Albums verantwortlich zeichnet.
Der ambiente Taumel hat zur Folge, dass auch eine eventuelle vokale Aggression vollständig ausgefiltert und selbst der gute Gaahl als Quasi-Frontmann jeglicher Rohheit beraubt wird - nur sanfte Gesänge und leises Flüstern zieren die stimmliche Ebene - der Optimalfall für "Gap Var Ginnunga".
Gibt man sich den zwölf Singspielen aufmerksam hin, entschwebt man nach und nach elfengleich in eine spirituelle Dimension, der man allmählich selbst das Unterbewusstsein öffnen kann und muss.
Wardruna reissen uns behende in einen meditativen Geisteszustand, der entweder dazu dienen könnte, sich das Rauchen abzugewöhnen, oder dazu, sich der nordischen Ahnenwelt anzunähern.
Ich bitte nachdrücklich darum, sich vom Prädikat Gaahl nicht auf die Idee bringen zu lassen, man habe es mit Tonmaterial aus dem Schwermetall zu tun, denn was die Norweger hier zusammengebraut haben, ist nichts als lupenreiner Ambient Folk, wie er gutartiger wohl kaum hätte ausfallen können.
Für Freunde dieser Stilrichtung ist "Gap Var Ginnunga" ein gefundenes Fressen.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Indie Recordings |
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Veröffentlichung |
4/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Folk |