Und es zerreisst mir das Herz, das unter Mühen erstellte Werk eines solchen Einzelkämpfers dem kreativen Plunder zuzuschicken.
Äusserst gespalten sind daher meine Gefühle, als ich die erste Eigenkreation von Orizen - schon die einschlägig erläuterte Schöpfung des Bandnamens habe ich nicht verstanden - auf die Strecke schicke, die auf den bedeutungsschweren Titel "The Path Into Revelation" hört und - wie angekündigt - als Ein-Mann-Projekt seine Verwirklichung fand...
Gleich eines vorweg:
Meine schlimmsten Befürchtungen werden nicht bestätigt, denn die Platte besteht nicht nur aus Schwachpunkten - dummerweise sind aber auch die Stärken rar gesät.
So legt man sich hörbar mächtig ins Zeug, um seinen Kompositionen Sinn und Zweck, Hand und Fuss einzuhauchen und intoniert lange Nächte am Notenblock auf prachtvolle Art und Weise.
Die Stücke sind allesamt ausgefeilt und haben mit Schwermetall von der Stange nichts zu tun.
Durchdacht bis in die letzte Achtelpause werden die teilweise artifiziellen Instrumentalstränge nicht einfach und lieblos zusammengeflickt, sondern zu gehaltvollen Vielschichtigkeiten verbaut, die dem Hörer ordentlich was zu Denken geben.
Und hier ergibt sich sogleich der erste Ansatz, den Rotstift anzusetzen, denn Richard Leishman, so der Name des Protagonisten, übertreibt es mit fortwährender Spieldauer mit seiner Kreativität und nach wiederholten Feuerwerken sprudelnder Ideen sehnt man sich geradezu nach einem simplen Metal-Brett ohne Bridges, Samples und sonstigen Kram.
Einige Male darf man dieses Begehren beinahe erfüllt finden, denn Stücke wie "The Dawn Of The End" halten sich facettentechnisch etwas bedeckt und präsentieren melodischen Schwarzstahl der leichten Sorte.
Letztlich schwimmt aber auch in dieser Suppe ein Haar, was sich in der dünnen Instrumentierung niederschlägt.
Die Gitarrenläufe klingen nach Blechdose, Schlagzeug und Streicher stammen aus dem Computer und die Stimme überzeugt weder krächzend noch klar.
Mir ist klar, dass von einer Eigenproduktion keine Studioqualität erwarten werden sollte, es wäre aber trotzdem schön gewesen, eine solche vorzufinden.
Geduldig lausche ich also dem Reigen aus Black und Pagan Metal, ohne das winkende Kinderzimmer aus dem Hinterkopf verbannen zu können, das die Auslage von "The Path Into Revelation" prägt und den äusseren Anschein in eine obskure Richtung lenkt.
Emsig lässt man die Riffbauten vom Stapel, zwischendurch wirft man mit erhabenen Instrumentals um sich, die dem Neofolk der deutschen Svafnir nachempfunden sein dürften, deren Niveau jedoch nicht erreichen, schliesslich streckt man die Waffen und beendet das Geschehen nach gut siebenundsechzig Minuten.
Ich glaube, dass nicht einmal Richard Leishman dazu in der Lage ist, sich sein Werk "The Path Into Revelation" an einem Stück anzuhören, derart klebrig und überladen wirkt das Teil über weite Strecken.
Daran ist nicht die musikalische Inkompetenz des Herren schuld - im Gegenteil.
Wohl überqualifiziert füllt er sein Album mit einer Menge an Ideen, die anderen Bands für vier Langspieler ausgereicht hätte und den Rahmen der vorliegenden Scheibe schlicht und einfach in Stücke reisst - und dieses Überangebot macht die Kompositionen auf die Dauer reizlos und bei erhöhtem Konsum auch uninteressant.
Aber Orizen steht erst am Anfang der Laufbahn.
Und da Leishman nach eigener Aussage gerade damit beschäftigt ist, weitere fähige Musikanten um sich zu scharen und seine Band der Einseeligkeit zu entheben, dürfen wir auf weitere Lebenszeichen mit gespannten Ohren warten.
Momentan noch nichts für die Kundschaft, aber vielleicht später...
Albuminfo
Punkte |
2/5 |
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Label |
Eigenproduktion |
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Veröffentlichung |
4/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |