Schon mit "Armada" pulverisierten die vier Trondheimer nämlich sämtliche Grenzen des melodischen Black Metal und erstickten jegliche Diskussion um den geschliffenen Schwarzstahl im Keim.
"Kolossus" ist nun ein weiteres Kapitel - die nächste Stufe der musikalischen Evolutionstreppe ist erreicht...
Viel zu schnell ist das Album mit seinen neun üppigen Tracks konsumiert - Kurzweile ist federführend und fordert ihrem Kunstwerk zahllose weitere Hördurchläufe ein.
Glücklicherweise, denn ein jeder Hördurchlauf führt dem geneigten Geiste neue, verborgene Schätze vor Ohren, die in ihrer Ausgefeiltheit bei geringer Beachtung nicht zu Tage gefördert worden wären.
Prägnant ist einmal mehr der Unwille der Band, sich auf eine strikte Marschrichtung festzulegen.
So sind es neben den exquisiten straighten und doch schmuckvollen Knüppelpassagen beispielsweise progressive Elemente, die die Trommelfelle streicheln - hierzu höre man "Against The Gods" -, behendes Traumtanzen macht die Runde - diesbezüglich fällt mein Tip auf "The Rising Sign" - und auch den Ikonen Metallica und Pantera nähert man sich streckenweise und vorrangig stimmlich immer wieder an - man höre "Warmonger".
Mit viel Herzblut wurde jedem Lied eine individuelle Seriennummer eingefeilt, die die Stücke glasklar unterscheidbar und unverwechselbar macht - und diese Kunst beherrschen mitunter die gefeiertsten Grossmeister nicht, die sich ihrer eigenen Identität zwar bewusst sind, die Eigenständigkeit ihrer Kompositionen aber vernachlässigen.
Überhaupt wird Eigenständigkeit im Hause Obsidian Claw übergross geschrieben, nicht anders könnte ich mir sonst diesen unstillbaren Drang nach neuen Wegen und unerforschten Szenerien erklären, dem ein ums andere Mal intensiv nachgegeben wird - gepaart mit ausgeprägtem musikalischen Verständnis, amtlicher handwerklicher Fähigkeit und dem passenden Distributionspartner führt eine solche Neugier dieses Mal ins gelobte Land, genannt "Kolossus".
Es ist nicht leicht, eine solche Veröffentlichung treffend zu kritisieren, denn der volle Umfang des Werkes erschliesst sich wohl wenn überhaupt dann erst nach hundertfachem Hören, wobei der persönliche Standpunkt des Rezensenten zum jeweiligen Zeitpunkt seiner Kritik Garant ist für unterschiedlichste Einblicke in einen derart geballten Facettenreichtum.
Daher stelle ich kurz und unumwunden fest:
Keep Of Kalessin haben mit "Kolossus" eines der stärksten Alben im Bereich des melodischen Black Metal geschaffen, wie es Emperor nicht packender und wirkungsvoller hätten hinterlassen können.
Besonderer Anspieltip ist übrigens der Track "The Mark Of Power", der in seiner Progressivität an "The Sanity Assassin" von Nevermore erinnert und das gesamte Spektrum der Norweger offenbart.
Man höre und staune!
Albuminfo
Punkte |
5/5 |
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Label |
Indie Recordings |
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Veröffentlichung |
10/2008 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |