Meine persönliche profane Einschätzung kategorisiert Utgard als eine von vielen Randerscheinungen des skandinavischen Schwarzmetall-Lauffeuers der neunziger Jahre, die es in ihrem bereits vierzehnjährigen Bestehen zu wenig Ehren gebracht haben und wohl auch nicht mehr bringen werden - ganz gleich, welche Geschütze sie in der Folgezeit noch werden auffahren können.
Lauschen wir dennoch den Klängen von "Thrones And Dominions", denn wo Finnland draufsteht, da muss ja wohl auch etwas brauchbares drin sein, oder?
Jawoll, da ist was brauchbares drin - besser gesagt drauf.
Ein Dutzend Singspiele schlagen mir in einem dreiviertelstündigen Black Metal-Theaterspiel entgegen, denen es zwar an auch nur einem Fünkchen Exklusivität fehlt, keineswegs aber die eisige Atmosphäre abgeht, die man von Formationen aus dem hohen Norden erwartet.
Stilistisch bewegen sich Utgard im musikalischen Bermuda-Dreieck zwischen Satyricon, Kvist und Mörker und praktizieren demnach nicht allzu einfachen, durchweg melodischen Schwarzmetall, der einem ohne Höhepunkte nur dank seiner konsequenten Solidität und dem angesprochenen eiskalten atmosphärischen Tiefgang in die Knochen fährt.
Nett werden die ausgefeilten Melodien um das von schepperndem Schlagzeug und sägenden Gitarren konstruierte Zentrum drapiert, wobei das gespitzte Ohr bisweilen sogar eine Abkehr vom strikten Black Metal in die Bereiche des Thrash und Heavy Metal ausmachen kann - man höre hierzu beispielsweise "Armageddon Fist".
Keinen Tapetenwechsel hingegen scheint die kratzige Schreistimme zu benötigen, die in recht eintöniger aber durchaus wirkungsvoller Manier ihre Bahnen zieht.
Auch die Produktion müht sich redlich, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln das Maximum aus den einzelnen Instrumenten herauszuholen, was auch zufriedenstellend funktioniert und dem Hörer ein kurzweiliges Klangerlebnis verschafft.
Es ist beruhigend zu erfahren, dass es noch immer Bands gibt, die auch aus Schmalkost ein sättigendes Mahl zaubern können, anstatt sich kampflos der Mittelmässigkeit zu ergeben.
"Thrones And Dominions" ist genau hierfür ein Beleg, denn obwohl die Finnen im Prinzip nicht viel zu bieten haben, verkaufen sie ihre Kompositionen durch den Einsatz von Leidenschaft und Herzblut gut genug, um eine zumindest respektable Wertung einzufahren.
Natürlich wird sich ein wählerischer Schwarzmetaller dieses Album sicherlich entgehen lassen - als Fehlkauf kann es aber keineswegs abgetan werden, denn ins Ohr gehen die Stücke von Utgard allemal.
Ich würde vorschlagen: Reinhören und selbst entscheiden.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
No Sign Of Life |
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Veröffentlichung |
9/2008 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |