Zwei Sachen kann man den Männern von Obtest sicherlich nicht vorwerfen: 1. Dass sie ein paar Jungspunde sind, die auf den erfolgreichen Pagan Metal-Zug aufgesprungen sind, denn mittlerweile kann die litauische Band bereits ihr 16 jähriges Bestehen feiern. Und 2. Dass sie einfach wie die x-te Kopie einer Heidengruppe klingen, schliesslich bringen die fünf – trotz oder eben vielleicht gerade wegen ihres Alters – frischen Wind in die Szene.

Auf Obtest aufmerksam wurde ich durch die Benennung ihres Musikstils: Pagan Heavy Metal. Schon allein das war wie Musik in meinen Ohren. Zwei so tolle Stile zusammen gemischt, das klang für mich nach dem ultimativen, neuen Hörgenuss. Während ich auf die Scheibe wartete, rätselte ich, ob sie nun wie Iron Maiden mit Dudelsack oder vielleicht eher wie Judas Pries mit Humppa-Melodien klingen würde. Als ich mir "Gyvybės Medis" endlich zu Gemüte führen konnte, waren meine übertriebenen Vorstellungen und auch Erwartungen natürlich schnell zerstört. Es ist wiederum auch nicht verwunderlich, dass man sich unter dem Begriff Pagan Heavy Metal vor allem kraftvollen Klargesang und Folk-Rhythmen vorstellt. Aber auf dem ganzen Album ist kein einziges Folk-Instrument zu hören und der Sänger würde bei einer Heavy Metal-Band wohl nie eingestellt werden.

Nun aber genug davon, wie Obtest nicht klingen und dafür etwas zum Thema, wie sie denn klingen. Der Gesang ist rau, meist geschrien oder etwas kratzig gesungen und erinnert an Thrash Metal. Die gesanglichen Qualitäten des Frontmanns lassen aber doch etwas zu wünschen übrig und stellenweise wirkt das ganze so monoton, das sich dieser Eindruck negativ auf das Gesamtbild des Liedes auswirkt. Bei gewissen Stellen hat man sogar das Gefühl, dass der Beitrag von Sänger Baalberith überhaupt nicht zu der Musik passt. Interessanterweise bringt aber gerade der Gesang am meisten Pagan Metal-Atmosphäre und zwar dann, wenn er einen leicht pathetischen und hymnischen Charakter annimmt. Ebenfalls aus dem Heiden-Bereich kommen die Liedtexte, die übrigens ausschliesslich in Litauisch verfasst sind. Sie handeln von historischen und mythologischen Themen.

Das Klanggerüst besteht aus schnellerem, sehr gitarrenlastigem Sound, der eben doch vor allem in Richtung Heavy Metal tendiert. Garniert wird es durch Blastbeats und viele Gitarrensoli. Letztere sind wirklich überzeugend und auch ansonsten ist spieltechnisch alles mehr als in grünen Bereich. Gleiches gilt für die anständige Produktion.

Man kann sich schlussendlich ziemlich gut vorstellen, dass Obtest live sogar vor einem typischen Pagan Metal Publikum gut ankommen. Trotzdem muss man den fünf Litauern in erster Linie zu Gute halten, dass sie schon lange ihren ganz eigenen Sound haben. Das alleine sollte aber schon Grund genug sein, "Gyvybės Medis" anzutesten.

 

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

 

Osmose Productions

Veröffentlichung

 

6/2008

Format

 

CD

Land

   

Genre

 

Heavy Metal