Jeder, der sein Album "Death Fucking Metal" betitelt, sollte tunlichst auch das passende Tonmaterial in der Tasche haben, um das Scheibchen damit zu bestücken.
Ancient Existence scheinen sich hierüber im Klaren gewesen zu sein, als sie ihren dritten Langspieler zusammengebastelt haben.
Zwar reissen die vier Hannoveraner Deather keine Mauern nieder und schrecken auch sonst vor den höheren Regionen musikalischer Evolution zurück, dürften mit ihrem melodischen Todesblei bei so mancher Käuferschicht aber offene Türen einrennen.

Es sind nämlich nicht pure Gewalt und Aggression, die die Szenerie von "Death Fucking Metal" dominieren, sondern Ordnung und Filigranarbeit.
Scheinbar ist man beim Songwriting streng nach Checkliste vorgegangen um keine wesentlichen Lücken zu lassen - diese Herangehensweise trägt Früchte und stellt die Bandbreite des Albums schon nach dem ersten Hördurchlauf transparent zur Schau.
So deckt man pflichtbewusst alle Tempovarianten ab, die sich ein Fan wünschen kann.
Im Instrumentalbereich kristallisiert sich vorrangig die Gitarre als Chamäleon aus der Masse und spannt ihren Wandlungsspielraum von verspielten Soli bis hin zum tiefen Monsterbrett über die elf Kompositionen.
Mit "Hymn For The Doomed" findet sich auch ein astreines Instrumental auf der Platte, das wegen seiner Gitarrenlastigkeit und der grossartigen Melodik einige Pünktchen auf die Wertungsskala schaufeln kann.
Von ausreichend durchschlagend bis glasklar dreht und wendet sich auch die Produktion, die zwar nicht die Ansprüche einer Sternstunde erfüllen muss, dem Album aber die Faust aufs Auge drückt.
Überblickt man schliesslich dieses breite Spektrum, welches Ancient Existence ihrer Checkliste entnommen haben, so darf man sich in der Gewissheit wiegen, ein sehr brauchbares Gesamtwerk vor die Füsse gekippt zu bekommen.
Leider ist der Band bei aller Übersicht und Planungsfähigkeit ein Aspekt entglitten, der im Endeffekt dummerweise so gravierend zu Buche schlägt, dass die Punktewertung nach unten korrigiert werden muss:
Es ist der Gesang, wegen dem "Death Fucking Metal" Federn lassen muss.
Völlig selbstverständlich und erschreckend gleichgültig reichert man seine Klangkunst mit durchweg eintönigem und unkreativem Grunzgesang an, der sich zäh und klebrig wie Kaugummi über sämtliche Tonspuren legt, über kurz oder lang Langeweile aufkommen lässt und die Vielschichtigkeit des Albums zu keiner Sekunde widerspiegelt.
Ich gehe an dieser Stelle einfach einmal davon aus, dass sich die Truppe dieses stimmlichen Experiments bewusst wird und die nächste Veröffentlichung mit einer Art Gesang ausstatten wird, die erstens zur Musik passt und zweitens nicht schon nach wenigen Minuten nervtötende Wirkung entfaltet.

Man braucht nicht über die Fähigkeiten und Fertigkeiten von Ancient Existence zu diskutieren - die Kerle sind eines der zahlreichen Aushängeschilder des deutschen Death Metal und werden diesen Status auch beibehalten.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden alle Zuhörer beim vierten Output der Niedersachsen ein verändertes Bild vorfinden - mit noch mehr Pfeffer im Songwriting, einer noch geladeneren Produktion und einer wirkungsvolleren Stimme.
Echt schade, dass diese meine Änderungswünsche nicht schon auf "Death Fucking Metal" verarbeitet wurden, denn sonst wären problemlos zwei Punkte mehr rausgesprungen.
So bleibt man mit seiner teilweise doch schwer verträglichen Kost knapp unter dem zweistelligen Zählerstand hängen.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Twilight

Veröffentlichung

6/2008

Format

CD

Land

Genre

Death Metal