Fast anderthalb Dekaden sind vergangen, seit Ulver mit ihrem Debüt-Album "Bergtatt - Et Eeventyr i 5 Capitler" einen Klassiker auf die Menschheit losliessen. Und auch heute noch wird es gerne als Referenzwerk verwendet, wenn es um folkbeeinflussten Black Metal geht.

Wir schreiben das Jahr 1994: Darkthrone stellen mit "Transilvanian Hunger" ihr drittes Black Metal-Album fertig, Burzums "Hvis Lyset Tar Oss" wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, ebenso wird Mayhems "De Mysteriis Dom. Sathanas" veröffentlicht. Dimmu Borgir bereichern die Gemeinde mit "For All Tid", Emperor zeigen sich der Welt mit "In The Nightside Eclipse" und auch Gorgoroth stellen mit "Pentagram" ihr Können unter Beweis. Ebenso die junge Band Ulver, welche im selben Jahr ihre vertonte Geschichte in 5 Kapiteln veröffentlichen. Wie man sieht war das Jahr sehr ertragreich. Eine Menge heutiger Klassiker des Black Metal sind dort aufgelistet.

Doch "Bergtatt" sticht aus dieser Masse hervor. Während Produktion und Songwriting immer noch recht primitiv gehalten wurde, gehen Ulver schon einen riesigen Schritt in Richtung Zukunft. Melodie ist ein zentraler Punkt dieses Albums. Kein Song ohne Melodie, kein blindes Geratter von Gitarrenriffs. Alles dient dem Zweck der Atmosphäre. Und diese wird durch eine vergleichsweise sehr saubere Produktion nur noch intensiviert. Wird bei anderen Bands der Bassregler schon beim Entern des Studios auf 0 gestellt und abgebrochen, unterstreicht der gut hörbare Bass die Musik und ergänzt die Gitarre perfekt.

Ebenso ein Novum ist der vermehrte Einsatz der akustischen Gitarre. Zwischen aber auch während den flotten verzerrten Teilen erklingen sie immer wieder und vermitteln stets eine Tristesse, wie es mit elektrischen Gitarren nicht möglich wäre. So besteht das komplette vierte Lied aus jenen akustischen Gitarren. Gerade jenes Lied strahlt auch einen sehr ritualistischen Charakter aus mit der stets wiederholten Gitarrentönen, dem beständigen Klopfen im Hintergrund und dem im wahrsten Sinne des Wortes eintönigen Gesang bzw. Geflüster.

Während des dritten Liedes verstummt jegliche Melodie und man vernimmt das Geräusch eines durch den Wald laufenden Mädchens. Laub raschelt auf dem Boden und Äste zerbersten unter ihren Schuhen. Wahrlich ein besonderer Klang, der hier geboten wird und doch fügt er sich reibungslos ins musikalische Gefüge.

Was jedoch am meisten zu begeistern weiss, ist Kristoffer Ryggs eindrucksvolles Stimmorgan. Denn er beschränkt sich nicht nur auf den typischen Krächzgesang, sondern verwendet des Öfteren elegischen Klargesang. Es gibt nur wenige vergleichbare Stimmen aus dem Black Metal, aber selbst wenn es mehr gäbe, Rygg ist über alles erhaben.

Ulver zeigen mit ihrem Debüt die etwas andere, melodische Seite des Black Metal. In frühen Jahren wurden sie so prägend für viele kommende Bands und legen eine ungeahnte Reife an den Tag. Angesichts dessen ist es fast schon Schade, dass sie eine solch radikale Änderung ihrer Marschrichtung vollzogen, wenn man sich vorstellt, welche Grosstaten man nach "Bergtatt - Et Eeventyr i 5 Capitler" "Nattens Madrigal - Aatte Hymne til Ulven i Manden" noch in Sachen Black Metal hätte erwarten dürfen.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

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Veröffentlichung

3/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal