Dieses Album gehört nicht zu den öfters zitierten, wenn es um deutschen Qualitäts-Black-Metal geht, wie etwa Nagelfar's beiden anderen Werke "Hünengrab im Herbst" oder "Virus West", jedoch steht "Srontgorrth" den beiden in nichts nach. Interessant zu wissen ist vielleicht noch, dass die ersten 3 Lieder schon ein gewisses Alter haben. Das erste Kapitel erschien schon auf dem ersten Demo, das zweite Kapitel auf dem zweiten Demo und das dritte Kapitel schliesslich auf ihrem Debüt-Album "Hünengrab im Herbst".

Nun aber zur Musik. Man wird, wenn man die ersten paar Sekunden des Albums vernimmt, sicherlich nicht an Black Metal denken. Man bekommt ein paar Elektronik-Klänge zu hören, welche auch im späteren Verlauf des Albums noch öfters eingesetzt werden. Jedoch dauert es nicht lange, bis einem schon ein Black-Metal-Gewitter um die Ohren tobt. In einem atemberaubenden Tempo wird in die Saiten gegriffen bzw. die Felle bearbeitet. Jedoch verfällt man nicht in blinde Raserei. Das Tempo dient nur zum Aufbau der Spannung. So hört man öfters auch etwas langsamer gespielte Parts mit sehr ausufernden Riffs und wunderschönen Melodien. Dank Andy Classen und seinem Stage-One-Studio sind diese und noch viel mehr sehr gut heraus zu hören. Kein Kratzen zeichnet die Gitarren aus, der wunderschöne, elegische Gesang ist sehr gut herauszuhören und der Bass ist wohl etwas, das man bei einer Black-Metal-Band erstmals als perfekt bezeichnen kann.

Was mir bei diesem Album wie bei nur wenigen anderen stark auffällt, ist die fühlbare Spielfreude der 3 Jungs. Nirgendwo hat man das Gefühl, dass das Album verkrampft klingt. Gerade auch deshalb, weil die Band grosse Probleme im Studio hatte und Jander während den Aufnahmen noch aus der Band ausstiegt. So hört man gerade beim zweiten Song sehr beschwingte Riffs und Melodien, wie man sie so nicht erwarten würde. Wo ich schon bei diesem Song bin, möchte ich noch sagen, dass gerade in diesem die Synthesizer eine wunderbare Rolle einnehmen und die Atmosphäre, welche der Song kreiert, in ihre Solopassagen hervorragend übernimmt und weiter aufbaut.

Die Synthesizer sind es auch, die den vierten Song zur Gänze ausmachen, schliesslich wird hier auf Gitarre völlig verzichtet. Man hört nur ein elektronisches Schlagzeug, einen Bass (von Andy Classen höchstpersönlich eingespielt), viele Synthesizerklänge und eine stark verzerrte Stimme. Ich muss sagen, dass ich beim ersten Mal Anhören doch sehr verwirrt und auch abgeschreckt war. Aber mit jedem Hördurchlauf fügt sich das Lied mehr und mehr in das Gesamtbild des Albums ein und nach einer gewissen Zeit möchte man dieses Lied auch gar nicht mehr missen.

Ein weiterer sehr positiver Aspekt dieses Albums sind die Texte. Wie die Songtitel schon andeuten, ist das Ganze ein Konzeptalbum. Im Grunde geht es um den Krieger Srontgorrth, der aus seiner Gefangenschaft entlassen wird und so die Freiheit wieder erlangt. Die Texte zeigen sehr schön die Hilflosigkeit und den Drang nach Freiheit, der im Grunde in jedem Menschen wohnt. Und ich muss sagen, dass sie mit "Der Frühling erstarb auf meinen Lippen" eine der schönsten Textzeilen überhaupt geschaffen haben.

Ein Fazit aus dem Ganzen zu ziehen ist nun nicht leicht. Einerseits ist das Album sehr intensiv und in allen Belangen durchdacht. Aber es ist eben kein Black-Metal-Album mehr. Es ist viel mehr als das. Der Einsatz der Synthesizer ist mehr als nur Gelungen und unterstreicht die vorhandene Musik perfekt. Nagelfar schaffen es auch, eine grosse Bandbreite an Tempi und Dynamik in ihre Lieder einzubauen, was dem Album einen progressiven Touch gibt. Für Fans der Band sowieso essenziell, für Black-Metal-Fans sicher ein Ohr wert, aber erwartet keinen Ultra-Primitiv-Black-Metal mit mieser Produktion und Zwei-Akkord-Riffs.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Kettenhund Records

Veröffentlichung

1/2008

Format

CD

Land

Genre

Black Metal