Die so oft angesprochenen stilistische Evolution vollzieht sich im Falle der Todtgelichter bereits in der Zwischenzeit von Album Eins und Album Zwei.
Die Ausschliesslichkeit des in den Anfangstagen angeschlagenen brachialen Black Metal wird gekappt, dafür meistert man auf seinem Zweitwerk "Schemen" eine wesentlich grössere Bandbreite instrumentaler Klangkunst, was alleine durch den Einsatz eines Saxophons, eines Klaviers und eines Didgeridoos belegt wird.
Absolut nicht verzichtet wird auf Brachialität, diese wird jedoch über weite Strecken in kreativ angelegte Kokons aus kompositorischer Spielerei verpackt.

Nie aus den Augen verloren wird das Primärziel, musikalisch-destruktive Depression vom Stapel zu lassen.
Oberstes Mittel zum Zweck ist hierbei eindeutig der Gesang, der akustisch zwischen den vereisten Stimmbändern des jungen Nocturno Culto und einem verzweifelt jammernden Todeskandidaten pendelt.
Desweiteren finden chaotische vokale Massenszenen statt und auch auf weibliche Töne verzichtet man natürlich nicht.
Ebenfalls hervorstechend ist das komplexe Spiel der beiden Gitarren, die sowohl für die im Schwarzmetall so typischen monotonen Klangfolgen, wie auch für weiche Bridges und flexible, zuweilen beinahe auch thrashige Breaks in Verwendung gebracht werden.
Dem soliden Durchschnitt zuzuordnen ist das Schlagzeug, dass sich auf der einen Seite in den Tempo-Passagen durch Präzision auszeichnet, sobald es getragen wird aber unerklärlicherweise zwei oder drei Mal rhythmisch daneben haut, was einem aufmerksamen Hörer als Schönheitsfehler im Ohr hängen bleibt.
Um den Kreis zu schliessen flechtet man noch das eine oder andere dezente Sample ein - fertig ist die Platte.

Die Endabrechnung bringt ordentliche schwarze Zahlen für Todtgelichter, die mit "Schemen" ein starkes Eisen im Feuer haben.
Durchgehend bewegt man sich in allen Belangen über dem Durchschnitt - auch in Sachen Spielzeit der einzelnen Stücke, die zwischen fünf und elf Minuten angesiedelt sind.
Wer also Geduld und ein geübtes Trommelfell mitbringt, dem werden die acht Kompositionen weder in die Länge gezogen noch zurückhaltend vorkommen.
Wir überhören also die hin und wieder etwas detailarme Produktion und sprechen dem Hamburger Quintett ein sehr gutes Urteil zu.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Folter Records

Veröffentlichung

10/2007

Format

CD

Land

Genre

Black Metal