Anstatt mit möglichst schlechter, bereits ausreichend oft dagewesener und noch öfter kopierter Produktion und den in schwarzmetallischen Sphären zum guten Ton gehörenden Image-Spielereien aufzufallen, beweisen Sonic Reign mit greller Verpackungsaufmachung, eiskalt-komplexem Riffing, einem an Frost erinnernden, abwechslungsreichen Drumming und einem Stimmorgan, das beinahe von Satyr selbst sein könnte, dass es eben auch anders geht. Das Duo um Benjamin Borucki, der sich übrigens für das ausgezeichnete Krächzen verantwortlich zeigt, schert sich hierbei nicht sonderlich um Meinungen anderer und zieht das "Modern Black Metal”-Konzept konsequent durch.

Die Titel glänzen durchgehend mit interessanten Strukturen, sind gespickt mit eingängigen Gitarren-Spielereien und Soli, einem Drumming par excellence, einer klinisch-steril wirkenden, instrumentalen Kälte, die von der brutalen und intensiven Art und Weise, mit der Ben ins Mikrofon rotzt, beeindruckend verstärkt wird. Besonders fällt hier der überdurchschnittlich lange, oft gen Mid-Tempo driftende und vor Abwechslung strotzende Titel "Of Ignorance and Irony" auf, der nicht einen Moment der Langeweile aufkommen lässt und das Prädikat "Hervorragend!" verdient. Wäre da nicht noch der Bonus-Song mit dem die Musik von Sonic Reign am besten beschreibenden Titel "Raw, Dark, Pure", der als besonderes Schmankerl die rund dreissigminütige Veröffentlichung der deutschen nicht nur abrundet, sondern auch einen Vorgeschmack auf das gleichnamige, Ende 2005 erscheinende Album gibt. Die schwarzmetallisch-industrielle Raserei und der eingängige Refrain sind nahezu dazu prädestiniert, im Takt euphorisch die Haarpracht kreisen zu lassen.

Die industrielle, kalte Atmosphäre sowie die Texte dieser Scheibe lassen an Satyricons "Rebel Extravaganza" denken, wobei hier eher von einer guten Kopie die Rede sein muss, da die gelungenen Ansätze, die auf Eigenständigkeit schliessen lassen, noch zu sehr untergehen. Bedenkt man jedoch, dass das Material - abgesehen vom Bonus-Titel - bereits einige Jahre alt ist, ist das ein Kritikpunkt, der für die vorliegene Scheibe gilt, nicht aber für die Band, da diese die Zeit genutzt haben, ihren eigenen Stil zu finden.

Die im September 2004 über Supreme Chaos Records erschienene Debut-MCD ist also noch kein Garant für Eigenständigkeit und die nicht zu leugnenden Einflüsse der Norweger von Satyricon klingen auch hier noch eher nach Kopie, als nach Inspiration. Allerdings fallen hier und da einige sich sehr gut ins Gesamtbild einfügende Kleinigkeiten auf, die – wie "Raw, Dark, Pure" zeigt, weiter ausgearbeitet wurden. Produktionstechnisch können es die mittlerweile in die Jahre gekommenen Original-Aufnahmen der MCD nicht mit dem neuen Material aufnehmen, überzeugen aber dennoch durch die Prisen vom band-eigenen Ideenreichtum.

Alles in allem bleibt nur zu sagen, dass es sich hier um eine Ausnahmeband handelt, die ausreichend Potenzial hat, um es im progressiven Black Metal-Sektor zu etwas zu bringen. Mit "The decline Portrait" haben die beiden wohl die beste Promotion für das gegen Winter erscheinende Album veröffentlicht. Man darf wirklich gespannt sein, womit Sonic Reign den Fan zum Jahresende beeindrucken werden. Die Mini-CD kann jedem für Experimente offenen (Schwarz-)Metaller empfohlen werden, der sich für "Rebel Extravaganza” begeistern konnte, doch die Old-School-Fraktion sollte, sofern sie sich nicht bereits vom nicht vorhandenen Image abschrecken lässt, ersteinmal ausgiebig reinhören.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Supreme Chaos Records

Veröffentlichung

9/2005

Format

CD

Land

Genre

Black Metal