Die untere Hälfte des Haufens wird von Bands gebildet, deren Fähigkeiten sich auf die Spanne von "nicht vorhanden" bis "ganz okay" erstrecken.
Die obere Hälfte besteht aus Truppen, die irgendwo zwischen "überdurchschnittlich" und "genial" einzuordnen sind.
Die fortwährende Schwemme neuer Formationen, die natürlich vorrangig von grossen beziehungsweise fleissigen Plattenfirmen initiiert und am Leben gehalten wird, sorgt dafür, dass parallel zum Bodensatz auch die Spitzenregion stets frischen Zuwachs erhält, was langsam aber sicher zur totalen Übersättigung der Hörerschaft und ebenso totalem Verlust des Überblickes führt.
Mit den schwedischen Grabschändern Valkyrja steht nun die nächste Kombo in den Startlöchern, sich Zuflucht unter den oberen Zehntausend zu erkämpfen.
Dementsprechend geschniegelt, gebügelt und aufpoliert wurde man von der deutschen Tonträgerschmiede Northern Silence Productions und schiebt nun voller Erwartungen und mit zitternden Fingern den glänzenden Erstling "The Invocation Of Demise" über den Tisch, auf dass sich meine Ohren auf absehbare Zeit nicht mehr von den ungöttlichen Kompositionen werden lösen und mich auf ewig in ihren Bann schlagen können.
Kräftig und heftig legt man los und schmettert ohne lange zu zögern eine Ode an die Finsternis nach der anderen daher, den Fuss belässt man zu achtzig Prozent auf dem Gaspedal und bremst nur selten herunter, um vereinzelten klassischen Gitarrensoli und Akustikeinlagen Platz zu schaffen.
Aus diesem Stoff webt man ein dreiviertel Dutzend klangvoller Singspiele, die eine dreiviertel Stunde Zeit überbrücken und zu drei Vierteln auch Zustimmung meinerseits ernten können.
Streckenweise fühle ich mich an eine verschnörkselte Rekreation von Kvist's genialem Werk "For Kunsten Maa Vi Evig Vike" erinnert, wobei man die eisige Atmosphäre dieses Meilensteines in keiner Weise erreichen kann, es aber auch nicht zwanghaft versucht.
So gibt man sich dann doch zu häufig der Versuchung hin, moderne Stilmittel in seine Knüppelei einzuarbeiten, verwendet zumeist eine gesprochene, predigende Krächtzstimme und schlichte aber griffige Melodiebögen.
Richtig gut gefallen mir Valkyrja, wenn das Schlagzeug von der Leine gelassen und rhythmisch auf die linke Spur gewechselt wird - die langsamen Passagen hingegen drohen oftmals, in Langeweile zu ersticken.
Glücklicherweise besinnt man sich seiner Stärke und zelebriert das schnelle Tempo in lobenswerter Art und Weise.
Produktionstechnisch gibt man sich keine Blösse und wartet mit klarem und druckvollem Klang auf, wie er besser nicht zu bewerkstelligen ist.
Im Endeffekt kann aller Lob jedoch nicht über den Fakt hinwegtäuschen, dass "The Invocation Of Demise" als zweischneidiges Schwert in die Plattentruhe wandern wird.
Selbstverständlich wirft man mit knackigen Riffs um sich und spart ebensowenig an Giftigkeit und Nachdruck, leider versucht man sich aber viel zu wenig an eigenen Ideen, die dem Album die Krone hätten aufsetzen können.
Evolutionsgegner müssen hier also keine Furcht haben; eine Reformation des Black Metal steht nicht zur Diskussion.
Wer sich zum tausendsten Mal mit einem aufgewärmten Süppchen von gestern zufrieden geben kann, dem es zwar an Besonderheit aber nicht an Geschmack mangelt, dem wird dieser Silberling früher oder später zwangsläufig in die gierigen Hände fallen.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Northern Silence |
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Veröffentlichung |
7/2007 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |