Momentan sitze ich hier bei 36 Grad in einem abgedunkelten Zimmer, in den letzten Stunden habe ich mich vielleicht ein-, zweimal bewegt um die Flüssigkeitsversorgung auch weiterhin gewährleisten zu können und trotzdem schwitze ich wie verrückt. Wenn ich als ein ansonsten relativ hitzeresistenter Mitteleuropäer schon zur Inaktivität verdammt bin, dann frag ich mich doch wirklich, wie es beispielsweise ein Grieche oder Australier schafft, den Sommer über überhaupt etwas auf die Beine zu stellen. Folglich ist es keine Überraschung, dass die australische Band Mytile Vey Lorth als doomige Black Metal Truppe begonnen hat. Mittlerweile haben sie diesen Vorsatz unverständlicherweise über Bord geschmissen und beschäftigen sich stattdessen mit einem schweisstreibenden, flotten Bastard aus Black, Thrash und Death Metal.

"Disillusion" wird dominiert von Melodien in Gesang und Gitarrenführung, teilweise wirken diese jedoch ein wenig unsicher und unausgereift. Trotzdem hat man nur sehr selten das Gefühl, es bei Mytile Vey Lorth mit einer typischen melodischen extrem Metal Formation zu tun zu haben. Primär trägt das Schlagzeug zur Zerschlagung dieser Ansicht bei, denn dieses feuert zu 95% Blast Beats in das bunte Genre-Gemisch. Auch die Takte, die so hastig getrommelt werden verformen das Gesamtbild erheblich, da diese teilweise überraschend vertrackt und wirr eingetrümmert wurden. Dies betrifft nicht die komplette Laufzeit, sondern nur einen kleinen Teil, jedoch sind es gerade diese Passagen die dem Hörer schnell auffallen werden. Da die Produktion besonders dem Schlagwerk eine klangliche Dominanz zugesteht, fallen diese normalerweise eher passiven Faktoren besonders ins Gewicht. Ansonsten geht die Arbeit des Tonstudios in Ordnung, sie klingt nicht extravagant oder besonders herausragend, aber routiniert und zweckmässig ist sie alle mal. So ähnlich ist es auch mit dem Gesang des Herren Smith, der zwar pflichtbewusst zwischen todmetallischem Geröchel und schwarzmetallischem Gekrächze variiert, aber innovativ klingt das trotzdem noch nicht. Generell scheint dieser Scheibe das gewisse Etwas zu fehlen. Man könnte sie mit einem Wetterleuchten vergleichen, sie hat ihre Momente, jedoch klingt sie den überwiegenden Grossteil lang gehaltlos und uninspiriert.

Ob es die australische Sonne war, die diesem Quintett die nötige Schaffenskraft geraubt hat, weiss ich nicht, aber dieser Veröffentlichung fehlt der Biss, das Gespür für mitreissende Melodien, Nummern die sich im Kopf des Hörers festsetzten und diesen so schnell nicht mehr freigeben. Schlecht ist "Disillusion" trotzdem nicht, denn es hat seine Höhepunkte und ganz verzweifelten Deströyer 666 Fanaten könnte dies möglicherweise schon genug sein. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich Mytile Vey Lorth mit den nächsten Veröffentlichungen besser in ihren aktuellen Stil einspielen können.

Albuminfo

Punkte

 

2/5

Label

Prime Cuts Music

Veröffentlichung

7/2007

Format

CD

Land

Genre

Extreme Metal