Eine wirkliche Überraschung dieser Tage sind für mich Poostew mit "Plutocracy". Schon allein das eröffnende "Rise…" macht Eindruck. Doch bevor es an die Beschreibung und damit auch die positiven Seiten geht, zuerst einmal Kritik in hohem Mass. Ein "Album" als ein solches zu betiteln setzt meiner Meinung nach auch eine gewisse Spielzeit voraus und das ist hier demnach mitnichten der Fall. Eine solche Scheibe, die nur etwas mehr als 20 Minuten Spielzeit umfasst, als ein Album zu vermarkten ist zum einen unverschämt und zum anderen einfach unfair den Fans gegenüber. So sehr mir diese 20 Minuten nun auch zusagen mögen, ich müsste mir schon dreimal überlegen, ob ich dafür 10€ ausgeben wollte. Doch das muss sich nun jeder überlegen, denn wenn es um die Qualität des Dargebotenen geht, schaut man sehr oft wehleidig in Richtung der Repeat-Taste… wenn man sie nur nicht so oft drücken müsste.

Poostew werden mit dem durchaus zutreffenden Werbe-Slogan "New Generation Grind" geworben. "New Generation" jedoch weniger im Sinne von besonders bahnbrechend neuartig, sondern ganz einfach nicht altbacken. Besonders in den USA schiesst momentan eine wahre Welle an hoffnungsvollen und experimentellen Bands aus dem Boden. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis sich dafür eine entsprechende Bezeichnung eingebürgert hat. Die Umschreibung Grindcore hingegen kratzt nur an der Oberfläche, denn man verarbeitet auch Einflüsse aus dem Hardcore- und Death Metal Lager. Es herrschen impulsive, originelle und kraftvolle Schlagzeug-Rhythmen, welche präzise und variabel vorgetragen werden. Vornehmlich handelt es sich dabei um trockene und dumpf angeschlagene Blastbeats nebst ausgedehnten Double-Bass Einsätzen und schicken Kombinationsspielereien. Das Riffing hat hierbei manchmal etwas von Misery Index, was eigentlich schon für sich selbst sprechen sollte. Mal unbarmherzig schneidend, dann schon wieder melodiös. So abgedroschen es auch klingen mag, das hier ist ein Fest für die Ohren. Beim zweistimmigen Gesang handelt es sich dabei um zum einen um das traditionelle Growling und zum anderen um hohes Kreischen, welches nicht nur an The Black Dahlia Murder erinnert, sondern in gewisser Weise auch charakteristisch für die Bands der Eingangs beschriebenen US-Welle ist. Bei der Vorgehensweise blitzen manchmal auch All Shall Perish durch und doch ist keiner dieser Vergleiche sonderlich zutreffend, da man mit all diesen Einflüssen einen eigenständigen Umgang pflegt. Die Ereignisrate ist dabei überaus hoch, langweilig wird einem beim Hören nicht, wobei sich bei dieser Spielzeit auch keine wirklichen Abnutzungserscheinungen einstellen können.

Das Fazit habe ich dann im Grunde auch schon vorweggenommen. Man sollte sich überlegen, ob man den – in Anbetracht der niedrigen Spieldauer – verhältnismässig hohen Preis für "Plutocracy" in Kauf nimmt. Man bekommt zwar wirkliche Qualität für sein Geld, doch eben nicht viel davon. Eigentlich wären die zehn Punkte dann auch nicht wirklich angebracht, aber die akustischen Argumente sind einfach zu überzeugend.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Silent Stagnation Records

Veröffentlichung

2/2007

Format

CD

Land

Genre

Death Metal