Ähnlich wie einst J. von Radowitz mit seiner Aussage "Allzeit fröhlich ist gefährlich, allzeit traurig ist beschwerlich, allzeit glücklich ist betrüglich, eins ums andere ist vergnüglich." das Leben kurz, aber äusserst wahrnehmbar treffend kommentierte, verhält es sich zuweilen mit dem Verfassen von Reviews. Obgleich man als Schreiberling eingangs oftmals ein nicht gerade geringfügiges mulmiges Gefühl bei der Niederschrift eines Verrisses, welcher sogleich erfolgen wird, verspürt, möchte man schliesslich der betreffenden Band keineswegs zu nahe treten oder ihr gar vollends respektlos begegnen, so muss man trotz alledem den Tatsachen ins Auge blicken, dass es nun einmal schlichtweg gelingen muss, dem Erforderlichen nachzugehen und die Tonkunst letzthin nichts anderes ist, als wozu sie die Künstler machen. Sicher, eines der traurigsten Dinge in unserem Zeitmass ist die Tatsache, dass ein Mensch viele gute Taten vollbringen muss, um seine Tüchtigkeit zu beweisen, jedoch nur einen Fehler zu begehen braucht, um sich als Taugenichts blosszustellen. Alldieweil ist es allerdings nichtsdestotrotz unabdingbar, dass es für den ersten Eindruck keine zweite Chance gibt und man darauf folgend nicht nur für das was man tut, sondern sich ebenfalls für das Unterlassene verantwortlich zu zeichnen hat.

Und so breitet sich schon ungestüm während den beginnenden Klängen des Intros ein Gefühl der Enttäuschung aus, bei welchem man sich resultierend fragt, ob die aus Italien stammenden Chaosphere führwahr beabsichtigen, die Welt zu verändern oder jene offensichtlich eher zerstören wollen. Originalität scheinen sie jedenfalls nicht gerade mit Löffeln gefressen zu haben, denn fortan plätschert das gesichtslose, unspektakulär aus den Boxen gekrochene Album spurlos wie auch belanglos an einem vorbei. Wenngleich die Band um Frontfrau Alessia Agnoletto um Abwechslung bemüht ist, stellt sich alsbald zweifellos dar, dass einige der Musiker selbst über die notwendigsten handwerklichen Fähigkeiten nicht verfügen, weshalb die viel zu substanzlosen, als auch eintönig und verstörend ziellos umherschwirrend ausgefallenen Songs sondergleichen nada an Energie versprühen. Dem gesellt sich obendrein noch eine alles andere als emotional-motivierte Sängerin hinzu, deren klare Stimmlage zwischenzeitlich dermassen schief ertönt, dass einem wirklich Angst und Bange wird und sogar das letzte bisschen Spass rasend schnell vergeht. Chaosphere vermengen irgendwie alles, was es so in Sachen "düster" und "traurig" gibt, wie ein aus den Resten der klischeeüberladenen Gothic Metal-Grossküche gekochtes Mahl, bei welchem jegliche Gewürze, sprich der Hauch von Einzigartigkeit und vor allen Dingen Besonderheit abhanden gekommen sind.

Sämtliches Herzblut scheint des Weiteren auf dem Cover-Artwork in vollen Zügen unlängst vergossen worden zu sein, denn dermaßen leidenschaftslos, kitschig, pathetisch, phantasielos und überzogen kann einfach keine Formation, die es ernst meint klingen. Sowohl lyrische Wegweiser, eine Überstrapazierung der Vorstellungskraft, Charisma, Inspiration noch einen roten Faden sucht der Lauschende hier absolut vergeblich, womit sich "Hypnophobia" als ein Psychotrip der Extraklasse und eine immens schwere Kost für das Nervenkostüm erweist. Neben diesen und diversen anderen Schnitzern, gesellen sich darüber hinaus allzu oft gehörte Riffmuster, ein dünner Gitarrensound und mit Leichtigkeit vorhersehbare Kompositionsaufbauten hinzu, welche ob ihrer Einfachheit in dessen umhin nicht einmal Ohrwurmcharakter besitzen, geschweige denn überhaupt einen Funken versprühen. Einzig und allein beeindruckend sind hingegen die Gröl- und Scream-Anteile Alessias, die jenen einer Arch Enemy-Angela in nichts nachstehen. Dennoch artet das Debütwerk der Südländer bei mir in etwaigen, unendlichen Gesichtskrämpfen aus, welche bis zum Ende hin eine erschreckende Steigerung erfahren.

Manchmal ist es wohl doch besser, sich von seinen Illusionen zu trennen, denn so viele Veröffentlichungen, wie dieses Genre derzeitig hervorbringt, braucht man nun wirklich nicht bei dieser völlig ausgelutschten Platte zuzugreifen. Letzten Endes sind Einzigartigkeit und Inspiration wie Flöhe: Sie springen von einem zum anderen, doch beißen sie nicht jeden. Der Band hoch anrechnen muss man jedoch ihren Mut, etwas Derartiges zu veröffentlichen. Wie es mit dem Musikgeschmack allerdings so ist: Der eine sieht nur Bäume, Probleme dicht an dicht, der andere Zwischenräume und das Licht. Meines Erachtens aber gilt eindeutig: Vergesst das Review einfach, tut euch lieber etwas Gutes und lest das Nächste...

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

12/2006

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal