Tschechien ist ein Land mit ein wenig mehr als 10 Millionen Bürgern, von denen fast 60% konfessionslos sind. Das Landschaftsbild ist fast überall von Hügeln geprägt und gut ein Drittel des Landes ist bewaldet. Vermutlich ist die Bevölkerung noch weit weniger von der Moderne ergriffen, wie es weiter im Westen der Fall ist. Traditionen werden also noch einen höheren Stellenwert geniessen. An Inspirationsquellen für den von Trollech geschaffenen "Forest Black Metal" wird es also nicht mangeln. Im Grunde verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung jedoch nichts anderes, als relativ melodischer Pagan Metal mit einer latenten Black Metal Attitüde.

Das erste Stück "Skryti V Mlze" ballert gleich zu Beginn aus allen Rohren, aber der Spruch, Hunde die Bellen beissen nicht, trifft hier zu. Nach dem stürmisch anmutenden Auftakt, mit nach vorne preschendem Schlagzeugfeuer und brachialem Riffing, wird das Stück nach und nach gemütlicher. Was aber gleich zu Beginn auffällt sind die Texte und die Spielfreude von Trollech. Die Texte wurden komplett in tschechischer Sprache eingekreischt, wobei dies eine wohltuende Wirkung auf die Atmosphäre dieses Werkes hat. Man kann sich wunderbar vorstellen, dass es so oder so ähnlich klingen muss, wenn ein mies gelaunter Troll vor sich hinfluchend durch den Wald stampft. Freundlicherweise wurden die Texte im Booklet samt englischer Übersetzung abgedruckt, sodass auch jeder nachvollziehen kann, wovon die einzelnen Stücke handeln. Die zweite Auffälligkeit ist der Spass, denn das Duo von Trollech beim Komponieren dieses Werkes hatte. Denn den kann man ihnen deutlich anmerken! Überhaupt scheinen die beiden Herren penibel genau auf die Entstehung von atmosphärischen Klängen geachtet zu haben. Teilweise erinnert die Stimmung von "Skryti V Mlze" an Finntroll, wenn diese nicht ganz so viel saufen und die Folk-Instrumente aussen vor lassen würden. "Stromy Jsou V Nas" bietet einen interessanten Riff aus höheren Bundregionen, der glatt hätte von Valfar (Windir) sein können. "Mlha Nad Peklovskym Potokem" ist ein zweiminütiges akustisches Intermezzo, das von der Stimmung sehr an "Trolldance", ein Stück der fantastischen Klabautamann, erinnert. Ebenfalls nennenswert ist noch "Ljesi", das mit seiner beschwinglichen und fast fröhlichen Art ein tolles Stück für Waldspaziergänge wäre, wenn man sich in entsprechender Laune befindet.

"Skryti V Mlze" weiss von einem auf Atmosphäre fixiertem Blickwinkel zu überzeugen, nur leider ist es für langfristigen Hörspass schlichtweg zu flach geraten. Nach ein paar Durchläufen kennt man schon ziemlich alles, ein paar weitere Durchläufe und man kann den Grossteil der Melodien mitsummen, dann noch ein paar Abende und man kann die tschechischen Texte mitbrüllen. Nein, so extrem ist es nicht, aber es kommt einem zumindest so ähnlich vor. Am Besten könnte man dieses Werk mit Fastfood für die Ohren vergleichen: Zwei-, dreimal die Woche ist der Genuss dieser Veröffentlichung durchaus spassig, aber bei Dauerrotation verliert sich dieser Effekt zunehmend und schlägt auch mal in das Gegenteil über.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Ketzer Records

Veröffentlichung

11/2006

Format

CD

Land

Genre

Pagan Metal