Wunderbar, schon die ersten paar Sekunden, bei denen die Aufmerksamkeit der Hörerschaft meistens noch vorhanden ist, wird bei "The Uncanny Valley" gut genutzt. In dem halbminütigen Intro "28:06:42:12" wird von einer flüsternden, leicht verstörten Stimme verkündet, dass die Welt nicht mehr länger als 28 Tage, sechs Stunden und ein paar Minuten zu existieren hat. Wer beispielsweise den geisteskranken Einklang von "The Great World Of Satan" kennt, der weiss, dass man mit einem vollständig anderen Empfinden an ein Album herangeht, wenn gleich zu Beginn eine besondere Atmosphäre entsteht und selbst wenn diese nur aus ein paar gemurmelten Worten resultiert. Die restlichen 39 Minuten sind frei von irgendwelchen Besonderheiten, dafür gibt es thrashigen Death Metal, der die Halswirbel richtig krachen lässt.

Grob gesagt klingen Koldborn in etwa so wie Final Breath auf ihrem neusten Werk. Ausserdem könnte ich mir noch vorstellen, dass die dänischen Todesmetaller einige Platten von The Crown, Lost Soul, The Haunted, Bloodbath oder Bolt Thrower als Inspirationsquelle genutzt haben. Die vier Herren waren anscheinend auch gute Zuhörer, die fähig sind, aus den aufgenommenen Klängen brauchbare Folgerungen für das eigene Schaffen zu ziehen. Obwohl dieses Album erst die zweite repräsentative Veröffentlichung darstellt, wirken die Stücke so, als wären sie von langjährigen Veteranen zusammengebastelt worden, will heissen, es gibt keine unnötigen Streckungen, kein Verlorengehen in technischen Spielereien, kein unnötiges herumreiten auf ewig gleichen Liedstrukturen,… Respekt. Man könnte fast meinen, alle Klänge hier wurden rein zweckgebunden und kalkulatorisch aufgebaut. Dem Hörer soll das natürlich egal sein, denn der bekommt ein Machwerk, das destruktive Energien freisetzt, die herrlicher kaum sein könnten. Mal walzend wie Bolt Thrower, mal groovend wie Grave, mal brachial wie neuere Napalm Death. Eine besonders grosse Abwechslung wird zwar nicht geboten, dafür bekommt man die Stücke mit einem ordentlichen Wumms auf die Fresse gehaun.

Produktionstechnisch kann mit einem ebenfalls zweckgebundenen Klang überzeugt werden, der im besonderen die Saitenfraktion und das tiefe Grunzen und raue Schreien des Sängers, sehr gut zur Geltung bringt. Einzig das Schlagzeug klingt teilweise ein wenig dumpf, aber das ist verzeihbar, denn ein überpräsentes Schlagzeug Geballere hätte der Scheibe mehr geschadet als genützt.

Also wer sich ein wenig Zerstörung in das heimische Wohnzimmer holen will, der soll sich diese Scheibe zulegen. Bis jetzt habe ich auch kein nachlassen der Wirkung von "The Uncanny Valley" verspürt, obwohl ich seit gut einer Woche, kaum etwas in dem Schacht meiner Stereoanlage hab rotieren lassen. Live sollte man sich Koldborn aber unbedingt einmal antun, denn wenn das Potential der hier vertretenen Stücke auch noch auf Konzertbretter übertragen wird, dann wird es Tote geben. Genau so soll ordentlicher Death Metal sein und wer auf diesen steht, dem sei "The Uncanny Valley" wärmstens empfohlen.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Listenable Records

Veröffentlichung

11/2006

Format

CD

Land

Genre

Death Metal