Die Idee von "Legion of Flames" ist verrückt. Aber natürlich ist sie das, denn was würde man schon anderes von einer solchen Zusammenstellung erwarten? Zimmers Hole sind mal hart, mal zart, mal irre, mal albern oder auch mal brav. Dabei rasen sie wüst durch die gesamte Metalgeschichte, kombinieren Powermetal mit 80er Jahre Metal, thrashen wie die Gestörten, deathen sich einen Wolf, lassen sich auch einen Ausflug in den Punk nicht nehmen, posen schon mal eine Runde, bauen Strapping Young Lad-mässige Soundarrangements mit Keys auf, schieben unverfroren ein paar Gitarrengriffe von bekannten Klassikern ein und vervollständigen dieses aussergewöhnliche Menü mit total verschiedenen Vocals, die von Death Growls, cleanen Gesangslinien, heiserem Gekrächze bis hin zu ultrahellen Mercyful Fate Backing Vocals reichen. Das ist übrigens eine Liste, die man noch ins Unendliche weiterführen könnte, denn Zimmers Hole haben musikalisch wirklich nichts ausgelassen. Sogar die alten Herren von Nazareth müssen den Kopf hinhalten, denn "This Flight Tonight" ist natürlich eine Coverversion des altbekannten Evergreens.
Hier mal ein paar konkrete Beispiele, wie sowas aussehen kann. "The Hole is the Law" eröffnet beispielsweise mit epischen Powermetalleads, setzt mit heroisch gesprochenem Text gleich noch einen Pathospunkt drauf und geht dann in einen typischen Strapping Young Lad Soundwall mit Keys über. "Re-Anaconda" ist dieser erwähnte Sprung in die Mercyful Fate / King Diamond Kiste, und bei "Aerometh" hauen einem die Kanadier jede Menge Deathgeschrubbe mit Growls und Gekrächze um die Ohren. Evil Robots ist dann schon fast frech, denn hier klauen Zimmers Hole eiskalt Metallica-Riffs, und zwar von "Master of Puppets", was sie zum Ende des Songs auch ganz offen "darlegen". "Sodomanaz" hingegen hat sich anscheinend Dave Lee Roth und Van Halen verschrieben, aber das nur zu Anfang, denn anschliessend hat der Titel zwar immer noch ein gewisses Van Halen Flair, wirkt durch das Doublebassdrumming allerdings ein wenig entfremdet. Als ob das nicht schon genug wäre, schliessen Zimmers Hole mit dem "Back in Black" Riff von AC/DC dieses Stück ab. "White Trash Momma" ist dann allerdings wirklich ein Knaller, denn hier treffen thrashige Strophen auf hochmelodische Eunuchenrefrains und ein paar Elektroeffekte, während bei "1000 Miles of Cock" sogar der Punk sein Fett wegkriegt. Bei Zimmers Hole gibt es nichts, was es nicht gibt.
"Legion of Flames" könnte als Tritt in den Hintern für alle "Stilgetreuen" irgendwelcher Genre-Ecken gemeint sein, so scheint es jedenfalls, denn diese werden hier, bewusst oder unbewusst, nach Strich und Faden durch den Kakao gezogen. Zimmers Hole haben keinen Respekt vor gar nichts, und wenn Ihr Euch nur schon mal die Songtitel durchlest, dürfte klar sein, was damit gemeint ist.
Nun hat aber auch bekanntlich der Wahnsinn ein Konzept. Das haben uns die genialen Strapping Young Lads ja bereits bewiesen. Und schon wären wir bei der Kehrseite der Medaille, denn trotz aller löblichen Bemühungen haben Zimmers Hole schlicht und einfach vergessen, Songs zu schreiben. "Legion of Flames" fehlt es leider an Struktur, Feeling oder Atmosphäre, denn das Album besteht im Wesentlichen aus wild zusammengewürfelten Songfragmenten, die zwar im Einzelnen unterhaltsam sind, im Gesamteindruck aber wie ein wirrer Videoclip erscheinen. Mag sein, dass Jed Simon und Byron Stroud aufmerksame Townsend-Schüler waren, aber die Abschlussprüfung haben sie unglücklicherweise nicht bestanden.
Albuminfo
Punkte |
0/5 |
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Label |
Virusworx Records |
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Veröffentlichung |
6/2002 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Metal |