Es kann bisweilen von Vorteil sein, wenn ein Künstler dem Rezensenten anstatt einer mit Filzstift beschrifteten Promo-CDR und einigen eilig auf ein Stück Papier gekritzelten Zeilen in der Tat ein Exemplar der frisch aus dem Presswerk kommenden, fertigen CD zuschickt, um diesem die Möglichkeit zu geben, sich ein Bild des Gesamtwerkes zu machen. Freilich liegt das Hauptaugen- und -ohrenmerk noch immer auf der auf der Scheibe enthaltenen Musik - keine Frage. Trotzdem ist es interessanter und aufschlussreicher hinsichtlich der Besprechung des Albums auch wirklich das Album und nicht einzelne und am Heimcomputer gebrannte Soundfiles vorliegen zu haben.

Im Falle von Dark Domination ist es so, dass das äusserst ausgefallen und genreuntypisch gestaltete Booklet sofort ins Auge springt und dem Auge des Betrachters unmissverständlich mitteilt, dass man es hier weder mit Nihilisten noch mit Atheisten sondern mit überzeugten Satanisten allererster Qualität zu tun hat. Der fanzösische Künstler Antonin Delas ist für das Artwork verantwortlich und kreiert mit seinen kunterbunten, grausligen Handmalereien, die wohl der naiven Kunst zuzuordnen sind, eine beeindruckend unheimliche Stimmung, die geradezu auf den ersten Hördurchlauf der Platte drängen. So legen die vier schwarzen Seelen auch gleich beim Opener "Discovering The True Ways Of Satan" so richtig los und schleudern dem Hörer eine Hochgeschwindigkeitsbeschwörung des Antichristen entgegen - effektvoll unterbrochen von einem Ausschnitt aus einem französischen Kinderlied. Weniger effektvoll hingegen erweisen sich die über das gesamte Album verteilten, von einer verzerrten Stimme unverständlich aufgesprochenen, langweiligen und extrem störenden Zwischenspiele, die der Gesamtlaufzeit von beeindruckenden 65:15 Minuten dummerweise ganze 17:38 Minuten abspenstig machen und das nahtlose Ineinanderübergehen der auch ohne das jeweils minutenlange Gemurmel noch immer überlangen Stücke verhindern und jegliche Kontinuität zunichte machen. Zwischen den mit wabernden Keyboards unterlegten Monologen gehen die Letten jedoch offensiv nach vorne und bieten zwar einfachen, dafür aber recht abwechslungsreichen und technisch einwandfreien Black Metal, der sich nicht zu verstecken braucht und angenehm zwischen Raserei und Melodie hin und her wechselt. Die im Beiheft mitzulesenden, klischeebeladenen Texte sind teils schon belustigend simpel und schnörkellos geschrieben und verzichten auf die Erhebung wesentlicher lyrischer Ansprüche. Roh, direkt und der Schreibweise angepasst schmucklos kreischt Stimmwunder Lord Messir die teuflischen Verse heraus, die voll ins Gesamtbild passen und dafür Sorge tragen, dass nicht ein einziger Funken Wärme in die Eiseskälte von "Rebellion 666" dringt. Gegen Ende des in die Länge gezogenen Drittwerkes der Osteuropäer wartet das Instrumentalstück "War March Against Christianity", welches zwar ideenreich mit dem Spiel eines Dudelsackes versehen ist, dem allgemeinen Verständnis nach atmosphärisch aber nicht viel mit einem Kriegsmarsch gegen das Christentum gemeinsam hat und als etwas merkwürdig und nicht recht passend im Gehörgang hängen bleibt.

Dark Domination haben mit "Rebellion 666" somit einen Langspieler am Start, der vom mittleren ins obere Mittelfeld tendiert und bei striktem Überspringen der lästigen Plapperei ein äusserst passables Hörerlebnis darstellt, ohne aber ernste Ambitionen nach weiter oben durchschimmern zu lassen. Grundsolide, gut produziert und - mit dem Finger auf der Skiptaste - hörenswert.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Evil Distribution

Veröffentlichung

7/2006

Format

CD

Land

Genre

Black Metal