Australien war noch nie bekannt für seine weitreichenden Besitztümer an musikalisch hart orientierten Bands. Da würden mir spontan nur die psychedelischen Alchemist, - die von mir wegen ihrer religiösen Einstellung gänzlich verschmähten - Mortification und das wegen seiner vollkommen elektronischen Instrumentierung nur bedingt erfolgreiche Speedcore Projekt Passenger Of Shit einfallen. Mit The Berzerker reiht sich desweilen aber immerhin noch eine weitere Band in diese Sparte ein.

Nervöser Grindcore mit dynamischen Tempowechseln, so wie ihn The Berzerker zelebrieren, wird zwar nicht jedermanns Sache sein, doch bei mir kommt das auf jeden Fall an. "World Of Lies" lebt vor allem von den interessanten Wechselspielen von tiefem Growling und röchelndem Gurgeln. Über allem steht dabei der überreizte Drumcomputer, welcher für meinen Geschmack etwas zu weit in den Vordergrund gerückt ist. Doch genau beim Drumming tun sich die ersten Stärken von The Berzerker auf. Die abwechslungsreiche und stark variierende Programmierung überrascht immer wieder mit wahnwitzigen Ideen und vernichtenden Breaks. Die Band versucht gar nicht erst, einen Hehl daraus zu machen, dass man dem Menschen eine Maschine vorzieht. Nein, ganz im Gegenteil. "World Of Lies" würde so gar nicht funktionieren. Man spielt vielmehr mit dem unmenschlich präzisen und wuchtigen Drumming, welches ganz gezielt in kurzzeitiges, stures Gekloppe verfällt, um dann wieder das Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Dabei ist es erstaunlich, wie eingängig die Songs eigentlich sind. Sehr ungewöhnlich, aber angenehm überraschend. Das liegt nicht zuletzt an der äusserst filigranen Rhythmussektion, welche ein Hammerriff nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt. Dies kommt besonders bei solch genialen Songs wie "Black Heart", "As The World Waits" und "All About You" - zu welchem man auch ein Video abgedreht hat – zur Geltung. Dabei werden immer wieder Death Metal Einflüsse verarbeitet, die "World Of Lies" einen gewissen zusätzlichen Reiz verschaffen. Lediglich eins stört etwas an dem Album: Die recht sinnlose und rund fünfminütige Pause, welche als Song Dreizehn ("...............") getarnt, wohl einen Übergang zu der darauf folgenden Ballade "Farewell" darstellen soll. Diese ist zwar arg langatmig, doch wenn man sich einmal auf die versöhnlichen Melodien einlässt, öffnet sich einem mit "Farewell" ein durchaus reizvolles, melancholisch balladeskes Musikstück.

Mit knapp einer Stunde Spielzeit ist man mit "World Of Lies" vollkommen bedient. Jeder Death Metal / Grind Fan darf sich bedenkenlos ein solches Exemplar aneignen. Für den Rest gilt: Erst reinhören.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Earache

Veröffentlichung

1/2006

Format

CD

Land

Genre

Death Metal