Zugegeben, in Sachen Metal ist aus Graubünden selten etwas zu vernehmen. Wenn aber erst mal die vier Bündner Jungs von Taste of Tears mit ihrem gleichnamigen Erstling loslegen, löst dies eine Sound-Lawine aus, die durchaus bis ins Unterland zu hören sein sollte.

Schon der erste Track "Bastards" ist ein typisches Beispiel für das Schaffen der Melodic Death Metal-Truppe; die Songs sind sehr abwechslungsreich gestaltet, treibende Passagen wechseln sich mit langsamen ab und man kann den Verlauf der Lieder nur schwer voraussehen. Das Ganze wird vom Stimmorgan von Sänger Dani begleitet, der es mal aggressiv, mal eher schleppend einsetzt. Gesanglich haben T.O.T. auch noch etwas eher Aussergewöhnliches zu bieten; der Mann hinter den Drums ist nicht nur mit seinen Fellen beschäftigt, nein, er betätigt sich auch als Background-Growler, was dem ganzen Sound eine spezielle Prägung gibt.
Dass die Scheibe im Übungsraum der Musiker aufgenommen wurde, ist kaum zu merken. Die Produktion klingt sehr sauber, die Growls gehen nicht in der Musik unter und jedes einzelne Instrument, inklusive Bass, ist deutlich herauszuhören.
Es fällt mir sehr schwer, einen der fünf Songs besonders herauszuheben, denn alle vermögen mich gleichermassen zu begeistern. Besonders die Variabilität, die die Bündner an den Tag legen, erfreut mein Musik-Herz. Speziell in Erinnerung bleibt mir insgesamt wohl der Ender "Black River". Der schwarze Fluss zieht einem in seinen Sog und lässt einem dann nicht mehr so schnell los.

Typisch für die Musik von T.O.T. sind auch die immer wieder vorkommenden eindrücklichen Gitarren-Soli und das überaus powervolle Getrommel. Ruhigere, eher melancholischere und manchmal sogar nur akustische Teile setzen interessante Aspekte. Letzteres kommt besonders schön zur Geltung bei "Timeless Wound", das auch mit einem akustischen Teil anfängt und wieder aufhört.

Ein Wehmutstropfen aber bleibt; die Differenz zwischen den Aufnahmen und den Auftritten der Gruppe – live vermögen T.O.T. nicht gleich zu überzeugen. Da dies aber kein Live-Review ist, bleibt mir nur noch zu sagen: Wer sich für die Schweizer Metal-Szene interessiert, sollte sich die CD unbedingt besorgen. Alle anderen aber auch, denn momentan ist Taste of Tears ausser Gefecht, da sie auf Sänger-Suche sind und somit ist nicht klar, ob von ihnen überhaupt wieder mal eine (so tolle) CD erscheinen wird.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

9/2004

Format

CD

Land

Genre

Death Metal