Bezüglich des Gesangspostens hatten Evereve noch nie viel Glück. Nach dem zweiten Album Stormbirds (1998) beging der damalige Sänger Tom Selbstmord. Mit der dritten Scheibe präsentierte sich ein neuer Vokalist names Benjamin Richter, welcher allerdings kurz vor den Aufnahmen zu E-mania die Band verlassen musste. Seither bekleidet MZ Eve 51, der Keyboarder, diesen Posten, und wenn man sich E-mania so anhört, fragt man sich, warum der gute Mann nicht schon bei Regret (1999) das Mikro geschwungen hat, denn mit seiner glasklaren und warmen Stimme passt der Kerl mit dem komischen Namen wunderbar in die Musik von Evereve. Ferner hat man von Nuclear Blast zu Massacre gewechselt. Beibehalten haben Evereve allerdings die Producerwahl, und so arbeiteten die Gothic Metaller wie schon bei Regret abermals mit Gerhard Magin (Crematory, Theatre Of Tragedy) in seinen Commusication Studios zusammen.

Mittlerweile machen Evereve blitzblanken und tanzbaren Disco-Gothic-Metal mit einfachen aber wirksamen Melodien. Zwar kommen die Gitarren zeitweise messerscharf angesägt, doch aufgrund der zahlreichen Elektroelemente, welche aus einer perfekten Mischung aus high-tech Cybereffects und alten 80er Jahre Synthiesounds bestehen, glätten die Musik der Gothic Metaller wieder. Was Evereve beibehalten konnten, ist die atmosphärische Tiefe, und so bleibt bei aller Discotauglichkeit das spezielle Gothicfeeling nicht aus. Dieses Rezept funktioniert bei den rockigen Songs (beispielsweise Pilgrimage oder Suzanne) genauso gut wie bei den besinnlicheren Tracks (beispielsweise "This Is Not"). Wie bereits erwähnt werden sich die älteren Leser nicht nur einmal an die Synthiepopzeiten der späten 80er erinnert fühlen. Stellenweise braucht man sich eigentlich nur die Gitarren wegzudenken, und wenn man dann hört, wie Evereve ihren Stil mit einem Tanzklassiker aus dieser Zeit problemlos vermischen ("Fade To Grey" war damals ein wirklich grosser Hit), ist das schon ein Zeichen, dass hier eine gewisse Seelenverwandschaft besteht.

E-mania ist ein äusserst zeitgemässes und originelles electro Gothic Metal Album, das sich durch Vielseitigkeit wie auch emotionale Songs auszeichnet. Werden diese Jungs gescheit promoted, könnten Evereve garantiert auch Fans ausserhalb ihres Genres gewinnen. Ein guter Anspieltip wäre sicherlich "See The Truth", ein ziemlich mainstreamiger Song, der dafür aber sofort ins Ohr geht. Völlig daneben sind allerdings die 39 (!!) tonlosen hidden Tracks, die zwar teilweise nur 5 Sekunden lang sind aber total nerven, wenn man den CD Player auf Repeat All oder Random stehen hat. Na ja, manche Leute wissen halt nicht, wann's genug ist.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Massacre Records

Veröffentlichung

6/2001

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal