Dass Gothic Metal auch mächtig rocken kann und nicht zwangsweise in einem obligaten Tränen- und Depressionenmeer versinken muss, das haben uns in der Vergangenheit genügend Bands gezeigt. Zwar hat man Dismal Euphony im Laufe der Karriere schon manches Etikett angeheftet, aber spätestens seit All Little Devils dürfte die Bezeichnung Gothic Metal im weitesten Sinne ganz gut passen, auch wenn Sänger und Bassist Ole lieber den Ausdruck Melodic Metal hört.

Wenn wir grad bei Ole sind ... in Bezug auf seine Vocals hat es eine Veränderung gegeben. Es wird nicht mehr gegrowlt und rumgeschrien sondern melodisch geshoutet. Ein wahrlich geglücktes Experiment, wie Ihr feststellen werdet, denn dadurch (insbesondere wenn er und Sängerin Anja Natasha im Duett singen) wirken die Songs sehr viel wilder und ungestümer als früher. Anja Natasha ist sowieso wieder mal der Hit. Mit ihrer einzigartigen Stimme, die eigentlich eher ins Popumfeld als in den Metalbereich passt, verleiht sie den einzelnen Stücken eine völlig eigene Note. Egal, ob sie Euch im Anneke van Giesbergen Stil (The Gathering) brav etwas vorträllert, ab und zu eher poporientiert klingt oder eine starke und feste Metalqueen Stimmperformance hinlegt, es ist stets ein echtes Vergnügen, dieser Dame zuzuhören.

Abwechslungsreichtum werdet Ihr auch in den 8 Titeln dieses Albums finden, und zwar zu Gegnüge. Nach dem groovigen Opener Critical Mass schieben Dismal Euphony mit dem Titeltrack einen wunderbaren 80'er Jahre Metalsong hinterher, und zwar mit allem, was dazugehört. Einfacher aber eingängiger Riff und ein toller Gruppenshout im Refrain machen diesen straight forward Kracher zu einem der Höhepunkte dieses Albums. Bei den nachfolgenden Songs wird's etwas psychodelischer und gothiclastiger (inklusive wüstem Industrialspektakel zum Abschluss von Birth Reverse und starken The Gathering Anleihen bei Needle), bis Ihr dann von Plasma Pool mit einem aggressiven Blastpart aus Euren Träumen gerissen werdet. Fast schon mutig wirkt dann auch Flyineye, der Python Zero abschliesst, denn hier wurde ein astreiner Western Riff entstaubt, den Dismal Euphony auf Ihre eigene Art und Weise interpretieren. Ennio Morricone würde wahrscheinlich das Herzflattern kriegen, wenn er das zu hören bekäme.

Python Zero ist ein Album voller Ideen und wechselnden Stimmungen, und dennoch hat man nie das Gefühl, man könne ihm nicht mehr folgen. Python Zero ist erfrischend unkonventionell, und das ist wahrscheinlich genau das Ziel, welches Dismal Euphony erreichen wollten, denn sie hatten sich für diese CD vorgenommen, eine Platte zu machen, die Qualität, Originalität und ein musikalisches Erscheinungsbild quer durch die verschiedenen Metalstile beinhaltet. Ziel erreicht? Absolut.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

11/2003

Format

CD

Land

Genre

Gothic Metal