Nach viel Presserummel und Vorabberichten ist sie nun da, die neue Destruction. Das muss man den Deutschen lassen. Sie hatten schon immer grosse und vor allem nicht kleinzukriegende Bands. Nennt man den Namen Destruction, fallen einem sofort auch wieder andere, deutsche Thrashgrössen wie Kreator oder Sodom ein. Die 80'er waren eine grosse Zeit für diese Bands. Kreator tingeln ja heute noch regelmässig durch die Landen und produzieren Alben, und auch Sodom lassen sich hin und wieder mal on stage blicken, vor allem Tom Angelripper. Um Destruction ist es allerdings ruhig geworden, bis heute jedenfalls. Für die echten Fans der Band war wohl schon 1988 Schluss, als die im Jahre 1983 gegründete Urformation mit Schmier (bass und vocals), Mike (guitars) und Tommy (drums) durch einen neuen Trommler sowie einen zweiten Gitarristen verändert wurde. Die daraus resultierende Platte Release From Agony war der Anfang vom Ende, denn die beiden neuen Musiker bewirkten eine Entfernung vom ursprünglichen Destruction Stil. Es kam, wie es kommen musste. Tournee, Live LP, beides nur begrenzt wohlwollend von Fans und Presse aufgenommen. Schmier verliess die Band bei den Aufnahmen zum 4. Album Cracked Brain, die zwar veröffentlicht wurde, allerdings mit einem anderen Sänger. Alles, was danach kam, gehört wohl nicht mehr zur Destruction Geschichte. Die Band bestand weiterhin, doch die Musik war nicht mehr mit dem früheren Material zu vergleichen. Das Ende einer kurzen Legende?

Nach der Mini-Scheibe Sentence Of Death (1984) und den beiden folgenden Alben Infernal Overkill (1985) und Eternal Devastation (1986) hatten sich die deutschen Thrashmetaller bereits weltweit einen Namen gemacht, und das nicht nur musikalisch. Destruction waren eine Band, die ihre Musik liebte und sie auch lebte. Die 1987 veröffentlichte Mad Butcher Mini Lp war dann wohl das letzte, wirkliche Lebenszeichen von Destruction, denn ab dann hing, wie schon erwähnt, der Haussegen etwas schief. Der Weggang von Schmier löste grosse Enttäuschung aus, und ein wichtiges Kapitel der deutschen Thrashmetalgeschichte schien für immer geschlossen worden zu sein.

Das Jahr 1999. Destruction spielen einige Shows in beinahe kompletter Urbesetzung. Mike an der Gitarre, Schmier am Bass und als Vokalist. Lediglich der Drummer Sven ist neu. Ein begeistertes Publikum ist der Dank für die Mühe. 2000. All Hell Breaks Loose, das neue Destruction Album wird veröffentlicht .... eine unendliche Geschichte?

Es bleibt abzuwarten, wie die alten Destruction Fans die Scheibe bewerten und ob Schmier und Co. es schaffen, auch jüngere Musikfans für ihren Sound zu begeistern. All Hell Breaks Loose präsentiert die Thrasher jedenfalls in Höchstform. Professionelle Produktion durch das Abyss Studio mit Tätti an den Reglern, 11 schlagkräftige Songs mit einem genregerechten Intro und ein Schmier, der sich wie früher durch die Gitarrenwand von Mike quäkt. Dazu noch die typischen 80'er evil Backing Vocals, die zwar mittlerweile antiquiert wirken aber noch immer kultig sind und ein alter Titel in Neuauflage, Total Desaster, um zu beweisen, dass das neue Material nahtlos an das alte anknüpfen kann. All Hell Breaks Loose ist Thrashmetalgroove pur, und Destruction zeigen damit definitiv, dass mit ihnen noch zu rechnen ist.

Trotzdem. Eine Scheibe macht noch keinen Sommer. Die 80'er sind vorbei. All Hell Breaks Loose ist ein tolles Comebackalbum geworden und wird sich sicherlich durch den weltweiten Sympathiebonus der Band gut verkaufen. Doch was ist in ein oder zwei Jahren? Nun, das wird die Zeit zeigen, denn dass Destruction auch die jüngere Generation für mehr als ein Album auf Ihre Seite ziehen kann, das ist alles andere als sicher. Egal, die Neuauflage von Total Desaster macht klar, dass Destruction heute noch die Musik spielen, die sie damals gross gemacht hat, und auch, dass sie es nach so vielen Jahren noch verdammt gut können, das damals praktizierte, nämlich Thrashmetal der obersten Güteklasse.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Nuclear Blast

Veröffentlichung

11/2003

Format

CD

Land

Genre

Thrash Metal