Ach ja, Deicide. Wenn Brenneisen-Glen und seine Begleitband die Welt wieder mal mit einem neuen Studioalbum heimsuchen, gibt's eigentlich grundsätzlich nur zwei Arten von Reaktionen - die eingefleischten Deicide-Fans jubeln, und der Rest der Welt spuckt Gift und Galle. So gibt's denn auch gewöhnlich nur zwei Arten von Deicide-Reviews. Und da ich mich zwischen den beiden Möglichkeiten nicht entscheiden kann, da ich ausserdem hier soviel Platz habe, wie ich will (oje, vielleicht hätten die Instruktion etwas weniger schwammig sein sollen - Red.), und da sowieso alle immer flennen, meine Reviews seien zu lang (uäääh - Red.), mache ich jetzt ganz einfach beides. Da wäre also als Erstes:

Der Verriss:
Ach du grüne Neune, nicht schon wieder. Deicide gibt's also immer noch, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund sehen sich die vier Deppen aus Florida anscheinend genötigt, wieder mal eins von ihren immer gleichen Alben auf die Menschheit loszulassen.

In Torment in Hell bietet, naja, genau das Gleiche wie alle Deicide-Alben zuvor. Während der wie immer mickrigen Spielzeit von knapp über 30 Minuten spult die Band ihr wohlbekanntes Repertoire von ungefähr drei verschiedenen Riffs herunter, und Glen Benton grunzt dazu seine stilistisch holprigen und inhaltlich nichtssagenden Hasstiraden gegen die Kirche. Einen kleinen Höhepunkt bietet diesbezüglich Child of God, wo anscheinend Wichsen als eine adäquate Form der Teufelsanbetung präsentiert wird. Legendär!

Dank Glen Bentons Gesangsstil, der wohl sowas wie Eingängigkeit erzeugen kann, aber dabei durch die repetitive Rhythmik etliche Male eher in Muppet Show-artige Gefilde entgurgelt, bietet In Torment in Hell noch einige weitere unfreiwillige Lacher, ansonsten macht sich aber schnell das grosse Gähnen breit. Alles schon mal gehört, und beim ersten Mal war's auch nicht besonders spannend. Wer, bitte, braucht diesen Mist?

Tja, das wäre also Möglichkeit Nummer Eins, und Möglichkeit Nummer Zwo ist logischerweise:


Die Lobeshymne:
Jahaa, gepriesen sei der Gehörnte, Deicide sind zurück, und sie pfeifen immer noch auf alle Trends! Mittlerweile sind die Teufelsanbeter um Glen Benton eine der dienstältesten noch existierenden Tampa-Bands, sind über die Jahre ihrem Stil treu geblieben und haben sich so von der anfangs belächelten Image-Band zu einer echten Institution im Death Metal gemausert. Und diesen Status wird In Torment in Hell weiter zementieren. Erneut kurz und knackig gehalten, bietet die Scheibe im wie immer knackigen Morrisound-Gewand sämtliche Trademarks der Band von den höllisch groovenden Mörderriffs bis zu schwindelerregenden Blastbeat-Attacken.

Und über all dem thront wie immer Glen Bentons unverkennbare Stimme, die allein schon dafür sorgt, dass man Deicide spätestens nach fünf Sekunden aus hundert anderen Death Metal-Bands heraushören könnte. Benton brüllt seine üblichen Hasstiraden gegen Gott, Jesus, und alle, die ihnen nachlaufen, in gewohnt kontrollierter, kraftvoller Manier, stilsicher arrangiert in eingängigen Vocallines.

Somit ist In Torment in Hell ein weiteres hörenswertes Kapitel in Deicide's langer Geschichte, perfekt dargeboten von einer eingespielten und erfahrenen Band. Fans der Band können hier blindlings zugreifen!

...tja, und das waren dann also die beiden Deicide-Reviews. Irgendwie sind meiner Meinung nach beide wahr. Welches davon Ihr glauben wollt, hängt in erster Linie davon ab, ob Ihr Fans von Deicide seid oder nicht - wer die Band mag, wird auch In Torment in Hell lieben, und wer sie schon immer daneben fand, den wird die neue Scheibe käumlich vom Gegenteil überzeugen.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Roadrunner Records

Veröffentlichung

1/2003

Format

CD

Land

Genre

Death Metal