Die Bremer Metal Band Infearior, welche sich schon Anfang 1998 formiert hat, bezeichnen ihre Musik selbst als melodischen Power Metal. Da mir dazu aber die Power fehlt und das Gefühl wie man es von Bands wie Manowar kennt eigentlich nie auftaucht, habe ich es mal unter Heavy Metal eingereiht. Die starke Ähnlichkeit mit Solitude Aeturnus und Iron Maiden lässt mich ebenfalls zu diesem Entschluss kommen. Von ersterer Band habe ich zwar nur die "Adagio", aber der Sänger könnte beinahe derselbe sein. Auch sind die Songs für Power Metal zu abwechslungsreich. Ständige Breaks und Geschwindigkeitswechsel sowie die sehr guten Gitarrenmelodien wecken keine Kräfte in einem, wissen aber sehr gut zu gefallen. Bei Infearior wäre die Bezeichnung "Power Metal" daher auch eine Abwertung und Limitierung. Der Sound ist glasklar und für eine Eigenproduktion echt hammermässig. Lediglich die Gitarren (vor allem die Begleit-Gitarre) könnten etwas lauter sein.

Der erste Track beginnt mit einem ganz kurzen Intro, welches von dem Konsolen Spiel Turok zu stammen scheint. Mittlere Geschwindigkeit und geradlinige Riffs unterstützen den an Robert Lowe und Bruce Dickinson erinnernden Gesang bis es zu einem wirklichen klasse Reffrain übergeht. Wirklich gefühlvoll, melodiös und anspruchsvoll für Gitarre und Gesang wird es aber erst beim zweiten Song "The Black Silhouette". Der zweistimmige Gesang, der relativ oft vorkommt, macht die Lieder noch interessanter und wertet sie gehörig auf.

Wer eher auf melancholische und traurige Lieder steht, der sollte sich unbedingt mal "Still your Eyes break the silence" anhören. Gesang und Gitarre formen hierbei Gänsehaut erzeugende Klänge und fordern zum mitsingen auf. Echt toller Song. Das Instrumental "Phobos & Deimos" tritt in dieselbe Schiene und lässt nach dem schnelleren "Human Scum" Gänsehaut wieder die Oberhand ergreifen. Der Schlagzeuger spielt immer passend und oft auch wirklich gute Sachen, die die Lieder etwas kraftvoller erscheinen lassen würden, wenn das Schlagwerk nur etwas lauter wäre.

Einerseits gefällt mir die Scheibe echt gut, andererseits wird es auf Dauer etwas langweilig. Es geschieht nur selten etwas, was den Zuhörer auf sich aufmerksam macht. Das liegt mitunter daran, dass der Sänger fast immer gleich dahin singt. Nur sehr selten gibt es einen Part, bei dem nicht gesungen wird und ein Part, an dem der Sänger kurz richtig aus sich rausgeht ist eigentlich nie vorhanden. Kurz gesagt fehlt mir etwas das Gefühl, welches die Texte glaubwürdig erscheinen liesse.

Wer das letzte Album "Time of Ignorance" kannte und gefallen daran fand, der kann hier jedoch bedenkenlos zugreifen. Das neue Album stellt vor allem in musikalischer Hinsicht einen Sprung nach vorne dar, bietet ansonsten aber immer noch denselben Stil. Zum Abschluss möchte ich noch auf den guten Einfall und die perfekte Umsetzung hinweisen, wie der Titel "Two Faced World" auf dem Cover bildlich dargestellt wurde. Ich empfehle im Laden die CD mal von vorne und hinten anzusehen, dann wisst ihr, was ich meine.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

4/2004

Format

CD

Land

Genre

Heavy Metal