Seasick sind nicht seekrank sondern sehr krank. Vielleicht sind sie mit mir als Rezensenten auch einfach nur an die falsche Person geraten, aber ich rieche es: Hier stinkt es gewaltig. Nicht etwa nach totem und faulenden Fisch, sondern nach Politik. Aber nicht nur das stört mich, sondern auch die nervige Musik. Seasick instrumentalisieren ihre Musik zur Politik und vergewaltigen ihre Instrumente.

Da wären zunächst einmal die Trommeln: Das immerwährende Klopfen, das deutliche technische Defizite aufweist, ist erstens alles andere als virtuos und zweitens einfach nur langweilig. Das unrhythmische abgehackte Geschrei passt allerdings recht gut dazu und zu den Texten: Beides ist unbrauchbar. Nur wenn sich Schreihals Kette dem Grunzen nähert, kann ich mich mit seinen Exzessen abfinden. Mit dem textlichen Inhalt werde ich mich hingegen nie anfreunden können, denn niemand braucht einen Moralapostel mit erhobenem Zeigefinger, der auf die Missstände des Nationalsozialismus und der Gesellschaft hinweisen. Nur an einigen Gitarrenklängen kann man mit viel Willen etwas Gefallen finden.

Die Produktion ist ziemlich rudimentär ausgefallen, um es mal nicht allzu negativ auszudrücken. Aber "Bestie Mensch" ist ja eine Wiederauflage der Eigenproduktion von 1998 und da kann man ein Auge zudrücken beziehungsweise nur mit einem Ohr hinhören. Die drei noch älteren englischen Bonustracks vom Demo 1995 sind dann noch etwas schlechter produziert und trüben das Wasser noch mehr.

Doch auch stinkende Fische schnappen mal nach frischer Luft, vor allem wenn sie in einem so stickigen Tümpel schwimmen: Wenn immer Seasick sich metallischeren Klängen nähern, dann wird es einen Hauch erträglicher. Trotzdem hoffe ich, in Zukunft von derartiger Musik verschont zu werden.

Albuminfo

Punkte

 

1/5

Label

PWP

Veröffentlichung

3/2004

Format

CD

Land

Genre

Grindcore