Als Liebhaber klassischer Musik, insbesondere von Streicherklängen, hat mich "Ride on the Darkside" der Bayern Saruman direkt ins Herz getroffen. Denn als einige der wenigen Bands besitzen die Tolkienjünger die Begabung schwedische Todesmetallklänge mit Cellokompositionen zu verweben, ohne dabei in die Falle des Kitsches zu tappen. Dies beweisen sie mit ihrem Debüt, das mit neuem Cover nun über Black Black Attakk ein zweites Mal unter die Leute gebracht wird.

Währenddem die ersten Akkorde nach dem sinnlichen Klavier- und Geigenintro mit rauer, kratziger Produktion und Kreischgesängen zunächst noch Laute des Black Metals offenbaren, wird schliesslich sofort klar, dass sich Black Attakk im Infoblatt in der Stilrichtung vertan hat. Nur gerade der Kreischgesang, der neben tiefem Gurgelgrunz des Öfteren zum Einsatz kommt, Teile von "Ride on the Darkside" und der Coversong, zu dem ich noch kommen werde, erinnern an schwarzmetallische Genrespezifika. Viel mehr gibt sich das Quartett plus Streicherin melodischem Todesblei hin, so wie ihn At The Gates Mitte der Neunziger des letzten Jahrhunderts zelebriert haben. Obendrauf gibt’s noch einen Hauch des Druckes von Bolt Thrower. Dabei beugen Saruman sich nicht dem Joch des Genres und liebäugeln mit klassischer Musik in einer ähnlichen Weise, wie dies die Italiener Dark Lunacy schon dargeboten haben. Genau diese klassischen Celloklänge sind es, die dem sonst schon düsteren Klangbild die nötige Melancholie einhauchen.

Wenn es am vorliegenden Silberling Kritikpunkte gibt, dann sind die wohl am ehesten bei der etwas gewöhnungsbedürftigen basslastigen Produktion zu suchen, die ich aber mittlerweilen ihrer eigenartigen Kälte wegen, recht mag. Denn die Wärme gothischer Celloklänge bildet dazu einen erlösenden Kontrast. Vielleicht wird sich der eine oder andere auch am teilweise etwas einförmigen Schlagzeugklang stören, ich betrachte diesen jedoch als tragenden Kontrast zu den Melodien von Geige und stellenweise der Gitarren. Weiter bestünde in technischer Hinsicht noch etwas Potential, von dem man in der nächsten Veröffentlichung, die anscheinend nicht mehr lange auf sich warten lässt (die Jungs und die Cellistin wollen im Mai schon wieder ins Studio) hoffentlich schöpfen wird.

Mit dem äusserst gelungenen Coversong von Dimmu Borgir’s "The Night Masquerade" von deren "Enthrone Darkness Triumphant"-Album schlägt Saruman noch einmal die Richtung melodischen Black Metals ein und rundet eine durchwegs eigenständige und interessante Scheibe nach etwas mehr als einer halben Stunde ab. Da würde ich mir zum Schluss sogar anmassen zu sagen, dass diese Coverversion angenehmer ist als das Original, gerade weil sie nicht so überladen und symphonisch ist!

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Black Attakk

Veröffentlichung

2/2004

Format

CD

Land

Genre

Death Metal