Beinahe schon tragisch ist es, folgende Aussage über Carnival In Coal in der Bandgeschichte zu lesen: "Two french musicians, victims of their surrounding’s lack of understanding". Tja Freunde. Man kann nicht Musik wie die Eure machen und dann noch erwarten, verstanden zu werden. Arno Strobl und Axel Wursthorn (nette Namen) bringen nach dem Debut Vivalavida nun ihr zweites Album heraus, und abermals können dabei nur "superopen-minded people" angesprochen werden.

Yes! We Have No Bananas würfelt eine kaum nachvollziehbare Mischung aus Schreigesang, metallischen Lärmwänden, cleanen Vocals, beinahe schon Ska-ähnlichen Refrains und progressiven Metalpassagen zusammen. Cadillac geht noch einen Schritt weiter. Zu Beginn hat man das Gefühl, man höre ein Stück aus einem Agentenfilm der 70er Jahre, einem der ruhigen Momente, in dem Agent Sowieso in einem Strandlokal in St. Tropez einige Longdrinks schlürft und irgendwelchen Badenixen mit weissgetupften, roten Bikinis nachschaut, bevor er ein paar böse Jungs verprügelt. Der plötzliche Richtungswechsel zum Space Metal trifft einen da sehr unerwartet, aber das auch nur beim ersten Mal, denn schon bald überrascht einen bei Carnival In Coal überhaupt nichts mehr. 1308.JP.08 erweist sich als echtes Elektrostück mit einigen Gitarren und geht beinahe nahtlos in Exit Upon Void über, ein Titel, der Carnival In Coal aufgrund der tiefen Riffs und der growligen Stimme wieder mehr in Richtung Metal befördert. Aber Carnival In Coal wären nicht Carnival In Coal, wenn sie nicht abermals mit einem totalen Umschwung den Hörer in der Orientierungslosigkeit stehen lassen würden. Space Sounds, eine Geige und jede Menge undefinierbarer Keyboardsounds tun ihren Rest dazu. Diese Titel nur mal so als Beispiel. Ueber dieses Album könnte man nämlich eine Doktorarbeit schreiben, denn im späteren Verlauf der Spielzeit wird diese Scheibe noch viel wirrer. Jazz, Funk, soundtrackähnliche Elektropassagen und so weiter und so fort. Diese Franzosen lassen nichts aus.

Das Problem von Fear Not Carnival In Coal ist, dass diese Platte in ihrer Vielseitigkeit förmlich ersäuft. Vielleicht kennt ja jemand Mike Patton’s (ehemaliger Sänger von Faith No More) schräges Sideprojekt Mr. Bungle. Vergleiche zu dieser Band drängen sich bei Carnival In Coal förmlich auf. Der Nachteil von einem derartigen Output ist, dass es unglaublich schwierig wird, sich in ihn hineinzudenken. Teilweise hat man sogar das Gefühl, hier würden gleich mehrere Bands am Werke sein. Der Metal ist bei den Franzosen zwar stets vertreten, aber eine Platte für Metalfans ist dieses Teil nicht unbedingt. Man könnte Fear Not Carnival In Coal als Produkt zwischen Genie und Wahnsinn bezeichnen. Genauso gut könnte man aber den beiden Franzosen Struppi und Wurstbrot (oder so ähnlich) auch vorwerfen, dass sie sich gar nicht die Mühe gemacht haben, ihre verschiedensten Einflüsse in einem eigenen, wiedererkennbaren Sound zu kanalisieren.

Fear Not Carnival In Coal endet bezeichnenderweise mit wüstem Geschrei zwischen etwa drei Leuten, die sich offensichtlich ziemlich fetzen, und das in französischer Sprache. Eine Dame ist auch dabei. Wen aber der Zorn von Struppi und Wurstbrot trifft, bleibt offen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesezt, was irgendwie auf das gesamte Album von Carnival In Coal zutrifft. Au revoir.

Albuminfo

Punkte

 

0/5

Label

Season Of Mist

Veröffentlichung

8/2001

Format

CD

Land

Genre

Metal