Seit 1995 erfindet sich Sólstafir immer wieder neu, schafft Emotionen und züchtet genrewandernd Pflänzchen, die zu ungeheuren Urwäldern voller Schaffenskraft heranwachsen. Damals als Viking Metal Truppe ins Leben gerufen, ist die musikalische Richtung bis hin zum Post Rock mit einigen Metalanleihen gewachsen. Eine Genredeutung greift bei einer derart vielseitigen Klangfabrik natürlich längst nicht weit genug. Viel wichtiger sind die Naturwelten, die Sólstafir schafft.

Da wären beispielsweise die Wälder der verträumten Melancholie. Tryggvason’s unverkennbare Klarstimme zeichnet Bilder voller Traurigkeit. Auf "Berdreyinn" erschallen dabei erstmalig auch selektiv Frauenchoräle. "Hula" wächst so zu einer dunklen Hymne, die kaum Raum für das Vergessen schafft. Andere Stücke wie "Ambátt" sind diesmal stark klassisch inszeniert und erinnern an die Piano-Klangkunst von Yann Tiersen. Damit wird auch deutlich: Die frühe Rauheit ist mittlerweile ganz psychedelischen sowie weltabgewandten Nuancen gewichen. Ab und an weht ein Metalhauch vorbei, doch wer reine Härte mag, wird bei Sólstafir immer noch nicht wieder glücklich. Härte ist zum Glück kein Qualitäts-, sondern ein Geschmackskriterium und deshalb gewinnen die Nordmannen trotzdem. Denn Epik, Dramatik und Schwermut könnte besser nicht vertont sein.

Das insgesamt sechste Werk der Isländer verzaubert und nimmt den Hörer erneut mit auf eine Reise durch die Natur und die eigene Seele. So schwierig es sein mag, zu definieren, ob es das beste Sólstafir Album ist, so einfach ist es, eine uneingeschränkte Kaufempfehlung auszusprechen. Weltklasse.

Albuminfo

Punkte

 

4/5

Label

Season Of Mist

Veröffentlichung

5/2017

Format

CD

Land

Genre

Rock