Zum zweiten Mal in diesem Jahr legt Drudkh eine Split vor, auf der er zwei neue Lieder vorstellt. Musikalisch wartet der Ukrainer mit keinerlei Überraschung auf. Frostiges Schwarzmetall, dekoriert mit Details und leicht modernen Wendungen, dazu gleichförmigen Raugesang gibt's auf die Ohren. Auf Natursamples wird verzichtet, die schroffen Sprints werden immer wieder ins besinnliche Midtempo gebremst. Dabei fällt manch instrumentale Passage in den je neun Minuten langen Liedern auch mal nicht ganz so zwingend aus und die Hoohohooo-Stimmen in "Autumn in Sepia" verdutzen mich doch eher, als dass sie meine Stimmung beflügeln. Der Ukrainer macht seine Sache gut, reisst mich aber mich vom Stuhl.
Gespannter war ich ohnehin auf die zweite Hälfte der Split, die Einzelkämpfer Grift bestreitet. Die Edelfeder dieses Magazins liess für dessen letztes Werk "Syner" elf Punkte springen und adelte es mit den Worten "ein sensationelles Stück atmosphärischen Black Metals". Atmosphärischen Black Metal der Extraklasse schafft Grift erneut und steigert diesmal (sehr zu meiner Freude) deutlich den Depri-Anteil. Grifts durch Mark und Bein gehendes Heulen transportiert eine Trias aus Schmerz, Leid und Einsamkeit, wenn er den Kampf eines Mannes interpretiert, der seinen Weg in einer primitiven Welt sucht. Die Melodien sind reduziert auf das Nötigste, bestechen durch griffige Einfachheit und rücken den Gesang in seiner brüchigen Verzweiflung dadurch noch mehr in den Mittelpunkt. "Cirkeln" steuert auf einen überwältigen Gänsehautmoment zu, der in die Knie zwingt, bevor sich die Stimmung dissonant und eigenartig auflöst. Wertung: 11/13
Fazit: Mit "Betrayed By The Sun / Hägringar" macht der Drudkh-Fan nichts falsch, der Grift-Liebhaber erst recht nichts.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Season of Mist |
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Veröffentlichung |
10/2016 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |