Nun, was soll ich sagen? Sie wurden erfüllt! Auch wenn dies, wie eigentlich oft in diesem Fall, mit einigen Überraschungen verbunden war. Zuallererst besteht das Album aus nur einem Titel mit einer Spielzeit von annähernd 45 Minuten. Von solch progressiven Sachen bin ich ja eigentlich sowieso recht angetan, bleibt nur noch die Spielzeit möglichst interessant zu füllen. Dies wurde hier geschafft! Während andere Industrial Black Metal-Bands klingen, als ob sie pubertierende Kinder unterhalten wollen, sind die Effekte aus dem Hause Aborym so aggressiv und düster, dass sie zu Black Metal passen. Auch wenn mich der Klargesang hier und da etwas an Gothicrock erinnert, ist "Psychogrotesque" zu keiner Sekunde kitschig. Zur Hälfte der Spielzeit, ungefähr im 5. Teil, erinnert mich die Musik etwas an Dark Fortress auf "Seance" – oder klingen Dark Fortress dort wie Aborym? Dies kann ich schlecht sagen, da ich vorher kein Album der Italiener kannte. Wie auch immer, auf jeden Fall gibt es dort von meiner Warte aus Ähnlichkeiten. Kurz vor Ende wartet dann übrigens der ganz grosse Knall – für kurze Zeit wird alles Metallische zurückgenommen und die Ohren des Hörers erfreut lupenrein elektronischerer, düsterer Industrial – ja, die Herren haben die Mission "Industrial Black Metal" wahrlich erfüllt.
Doch auch wenn der Rhythmus an der genannten Stelle recht einfach gehalten ist, kann davon beim Rest keine Rede sein. Komplexe Schlagzeugspielereien wechseln sich mit direkten, schnörkellosen, wuchtigen Blastbeats ab. Hier hat Herr Eithun wahrlich ganze Arbeit geleistet – beeindruckend! Garniert wird das Ganze übrigens mit einer absolut edlen Produktion. Wäre hier gespart worden, es wäre am falschen Ende. "Psychogrotesque" braucht sie einfach, ansonsten würde es wohl nicht wirken.
Wie dem Text zu entnehmen ist, werden Puristen beim Hören dieser Scheibe vermutlich in Tränen ausbrechen. Das I-Tüpfelchen dürfte zudem Produzent Marc Urselli sein, der auch schon mit Eric Clapton (!) zusammengearbeitet hat. Ich für meinen Teil bin aber begeistert und muss sagen, dass ich lange keine Scheibe gehört habe, das derart vor Kreativität nur so sprühte! Hier haben wir einen Pflichtkauf für Leute mit Lust auf einen Blick über den Tellerrand. Ich sollte mir wohl auch mal die anderen Alben zu Gemüte führen.
Albuminfo
Punkte |
5/5 |
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Label |
Season of Mist |
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Veröffentlichung |
2/2011 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |