Im Allgemeinen tun sich Herrschaften, die noch nicht trocken hinter den Ohren und getrost als Grünschnäbel zu bezeichnen sind, im extremen Schwermetall wesentlich schwerer als gestandene Rauhbeine, denen die Authentizität quasi aus jeder Pore quillt.
Malchus aus Polen erwecken den äusseren Eindruck einer Schülerband, deren Musikanten noch unter den wohlmeinenden Fittichen der Frau Mama weilen und die sich trotzdem versuchen an Klängen der harten Machart.
"Didymos" ist der Titel einer ersten Liedersammlung der Ostblockler und in mancher Hinsicht eine zweischneidige Klinge...

So gaukelt man der Hörerschaft eine durchdringende todesbleierne Gesinnung vor, steht thematisch aber ausschliesslich im Schein des Kruzifix und hält tapfer den christlichen Banner in den Sturm perphider Bösartigkeiten - freilich schliesst das eine nicht das andere aus, mutet aber doch arg befremdlich an und mag einfach nicht zusammenpassen.
Auch handwerklich gibt man sich die eine oder andere Blösse, denn trotz in der Tat interessantem Songwriting gelingt es nicht immer, den Rhythmus zu halten und eine makellose Vorstellung abzuliefern - hier hätte man eventuell mit etwas weniger Komplexität arbeiten und dafür motorisch souveräner arbeiten sollen, was nicht heisst, das Malchus ihre Instrumente nicht kontrollieren können, sondern dass sich häufende gelegentliche Unsauberkeiten ausreichen, um das Gesamtbild zu verpfuschen.
Insgesamt müht man sich redlich, sein Album so schwer und tiefgründig wie möglich erscheinen zu lassen, verzettelt sich dabei aber hin und wieder im Überschwung gezwungener Ideen und neigt auf der anderen Seite auch chronisch dazu, viel zu simple und beinahe langweilige Melodien zu Rate zu ziehen und bis zum Gehtnichtmehr auszureizen.
Das mit Nettigkeit arrangierte Kuddelmuddel kategorisiert sich Progressive Melodic Death Metal, wobei sich die progressiven und melodischen Elemente nicht im Einklang zeigen, sondern die Klinke in die Hand geben - keine brilliante kompositorische Leistung, aber zumindest die Einsicht, sich nicht zu übernehmen.
Die Soundqualität passt soweit, manches Mal klingen die Gitarren etwas knurrend, die einzelnen Spuren sind aber gut aufeinander abgestimmt.

"Didymos" ist ein kleiner ausbauhungriger Leckerbissen für Leute, die auch vor einer gehörigen Ladung Keyboard-Gedudel nicht stiften gehen und sich gerne mit akustischen Verschachtelungen beschäftigen, denn diese präsentieren Malchus in Hülle und Fülle.
Man wiederholt sich selten, kreiert transparente, teils zu simple Melodien, verzichtet auf blanke Aggression und zeigt sich von seiner bemühten und durchaus ambitionierten Seite.
Vielleicht sollte man den Polen eine Chance geben - aber wirklich nur, wenn man sich mit dieser Stilrichtung aus Überzeugung anfreunden kann.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Soundmass

Veröffentlichung

9/2010

Format

CD

Land

Genre

Death Metal