Wer die Polen von Mordhell nicht kennt - und dazu war ich bis zum Erhalt der vorliegenden Scheibe zu zählen - der sei darüber informiert, dass die Herren zu der seltenen Spezies zu rechnen sind, die sich innerhalb des Black Metal vorrangig mit dem Thema BDSM und sonstigen Perversionen auseinandersetzen - ein wenig Satanismus darf natürlich auch nicht fehlen.
Manch einer mag sich nun bestimmt erinnert fühlen an die deutschen Peitschenschwinger von Tsatthoggua, die Mitte der Neunziger eben dieser Passion nachgegangen sind und damit für einen, wenn auch bescheidenen, Aufschrei der Szene verantwortlich waren.
Wie dem auch sei, Tsatthoggua weilen inzwischen nicht mehr unter uns, weswegen Tür und Tor offen stehen für den legitimen Nachfolger - ob sich allerdings ausgerechnet Mordhell diesen Gummi-Thron werden umschnallen können, wage ich zu bezweifeln.

Irgendwie werde ich nämlich den Verdacht nicht los, dass sich die Polen über ihre eigenen Vorlieben noch nicht im vollen Umfang bewusst sind, denn anders wäre es nicht zu erklären, warum man auf "Grim, Old And Evil" thematisch wie akustisch von Bondage und Rape über War und Destruction bis hin zu Satan und Blasphemy pendelt, ohne einen Anker werfen zu können.
Auch das Songwriting gibt keinen Aufschluss auf das Ziel des Marsches, da man mit sprödem Black Metal hantiert und dreizehn Kapitel auf die Stange schneidert, die einander gleichen wie Eier aus Bodenhaltung.
Zwei Rhythmen seitens des Schlagzeugers und drei Rhythmen vom Gitarrero, das muss reichen um ein Album zu füllen.
Dass man dabei, wie am Beispiel "Shotgun Suicide" wunderbar zu erkennen ist, permanent die thrashige Richtung einschlägt, ist bislang wahrscheinlich nicht einmal der Band selbst aufgefallen, denn sonst hätte es sich durchaus rentiert, diesen Einschlag auszubauen anstatt ein- und dieselbe Akkordkette wieder und wieder zu klonen bis man die halbe Stunde erreicht hat.
Überraschend hart am Wind liegt man mit der Produktion, die das Songwriting qualitativ logischerweise nicht retten kann, das Gesamtbild aber mit einer gewissen Ernsthaftigkeit und Ambition bemalt.

Sagen wir mal so:
Ich würde mir "Grim, Old And Evil" nicht kaufen, hätte ich vorher reingehört.
Mordhell sind schlicht und einfach zu langweilig, als dass sie grössere Sprünge würden unternehmen können - da nutzt auch das aufgeklebte, unglaubwürdige Sado-Maso-Image nichts, das sich im übrigen schon beim Einlesen ins Booklet in Luft auflöst.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Fallen Angel

Veröffentlichung

3/2010

Format

CD

Land

Genre

Black Metal