Es ist heutzutage schon eine Kunst, mit bescheidenen Mitteln eine Platte zu bauen, die auch nur halbwegs für Begeisterung zu sorgen vermag - zu gross ist das Angebot unübersichtlicher Major-Produktionen, die mal mit mehr, mal mit weniger Budget ins öffentliche Interesse gerückt werden.
Da zeugt es von Tapferkeit und Herzblut, auch ohne die Industrie im Rücken Songmaterial zu gebären, das ernsthaft darauf abzielt, den Weg durchs Dickicht und hin zur Hörerschaft zu finden.
Mit Vorliebe nehme ich mich solcher Eigenproduktionen an, stets in der Hoffnung, einen ungeschliffenen Diamanten zu entdecken - und ich meine, im Falle der hessischen Drei-Mann-Kapelle Timor Et Tremor zumindest ein brilliantes Funkeln ausgemacht zu haben...

Der selbstproduzierte Silberling trägt den Titel "My Oaken Chest", enthält Pagan Black Metal und macht im Prinzip genau da weiter, wo alle anderen Pagan Black Metal-Bands aufgehört haben.
Absolut durchschnittlicher und eigentlich auch ideenarmer Schwermetall steht an, dessen Faszination in seiner Umsetzung zu finden ist.
Mit den angesprochenen bescheidenen Mitteln, Tapferkeit und Herzblut, bestürmen die Mannen breite Pfade und kreieren sechs hörenswerte heidnische Singspiele, die keine kreativen Ansprüche erheben, meinen Nerv aber treffen und trotz der bisweilen etwas holprigen Instrumentierung und dem undergroundigen Charme Stimmung aufkommen lassen.
Ohne viel Keyboardgedudel und überflüssigen Schnörkel kommt man aus, der Schwarzmetall gewinnt die Oberhand, pagan bleiben Thematik und Atmosphäre.
Die Krönung des schmückenden Beiwerkes sind eine Akustikgitarre und dezente Synths im Titeltrack sowie eine Sample-Einlage in "Ravenfield", ansonsten punkten die kratzige Stimme und die schallende E-Gitarre, das Schlagzeug wirkt streckenweise zu dünn und setzt selten Akzente.

So, Strich drunter und abgerechnet:
Die Produktion taugt noch nicht ausreichend, handwerklich sind deutliche Schwächen auszumachen, eigene Ideen müssen weiter ausgebaut werden.
Timor Et Tremor fangen mich dennoch ein und zwar mit ihrem Gespür dafür, wie sich guter Pagan Black Metal anzuhören hat.
Die Hessen suchen nicht ihr Heil in Alibi-Exkursen hin zu gehaltloser Kreativität, sondern tasten sich zaghaft heran an die Perfektion des Heidenbleis.
Der Weg dorthin ist sehr lang, kann aber begangen und auch zurückgelegt werden, sofern man die kommenden Jahre über konsequent am Vorankommen arbeitet.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Eigenproduktion

Veröffentlichung

9/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal