Post-Rock. Im Wesentlichen handelt es sich bei diesem Etikett um eine geschickte Umschreibung des Adjektivs "Vielfältig". Auch Liam reihen sich dem ein. Ihre Musik steht im Schatten von modernen Gruppen aus aller Herrenländer. Vergleiche kann man hier unheimlich viele ziehen, eben deshalb spare ich es mir. Aber als Minuspunkt sollte dieser erste Eindruck nicht gelten. Liam kommen ohne Gesang aus, zumindest bis "Out". Auch besteht die Compilation bis dahin praktisch aus einem durchgehenden Lied; zwischen den Tracks hat man keine Pausen platziert und so treibt man durch eine fünfundzwanzigminütige wabernde Soundwand im Schlepptempo. Melancholisch, von süsser, spitzfindiger Trauer und einem undefinierten Streben strotzen die fünf Lieder bis dorthin. Eine wichtige Rolle spielt der Bass, dessen Tiefton für konstante Schwingungen sorgt und mit minimaler Arbeit maximales erreicht. Das Schlagzeug kracht sehr straff und mit gezügelter Wut daher und tatsächlich, es ist schlicht und einfach ein "rockiger" Rhythmus.
Die fehlenden Vokaleinlagen verleiten oft dazu einfach selbst den Kehlkopf toben zu lassen. Die mantrische Macht dieser Stücke lässt niemanden still sitzen, der Körper schreit nach Einklang, der Kehle entreissen sich Schreie. Ein fabulös hypnotisches Meisterwerk.
Letztlich klingt der erste Teil der Compilation, der Klartext wohl aus der EP "My Journey To The Sky" besteht, dann doch noch gemächlich aus.
"Debris" leitet die zweite EP "Two Years And A Fragment" ein. Hier kommt der bis dato vermutlich schon ausreichend faszinierte Hörer noch in den zusätzlichen Genuss einer Stimme, die eigentlich genau das macht, was man im ersten Teil selbst übernahm. Krächzen, bettelndes Kreischen und gramvolles Raunen.
Nervig wird es auf der Scheibe erstmals im Stück "Etienne". Satte vierzehn Minuten Spielzeit, von denen die letzten 5 in atmosphärischem Synthieschwung ausklingen, nichts als eine wabernde Soundwand. Selbst beim konzentrierten Durchhören lädt es zum Einschlafen ein. Zum Glück tritt "Particles" nochmal so richtig ins Hirn und regt die Gefühle wieder an.
Wow. Liam. Wer mit melancholischem Rock liebäugelt, mit Wechselspielen zwischen Aufbrausender Unternehmungsfreude und niedergeschlagener Traurigkeit in musikalischem Gewand – kaufen. Pest Productions hat mal wieder ein Schnäppchen mit dieser Truppe gemacht. Ich freue mich wahnsinnig auf das erste Vollalbum dieser westfälischen Truppe und hoffe dabei noch auf ein paar kleine Verbesserungen in der Aufnahmequalität, mit Augenmerk auf dem Schlagzeug.
Albuminfo
Punkte |
4/5 |
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Label |
Pest Productions |
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Veröffentlichung |
8/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Rock |