Trotz Studioabstinenz tauchte die brandenburgische Band über die Jahre verteilt immer wieder auf kleineren Festivals auf und widersetzte sich somit lautstark dem Totsitzen. Wem die alten, immer wieder hoch und runter gespielter Pagankracher mittlerweile auf die Nerven gehen, muss hier schlicht und einfach zulangen, so viel sei vorab gesagt. Alle anderen sollten das auch tun.
Nach dem ersten Durchhören war ich vor allem beruhigt – Riger sind ihrem alten Gleis treu geblieben. Es handelt sich einfach unverkennbar um ein schier gebrandmarktes Album der Brandenburger, die Charakterzüge der immerschwarzen Knaller "Des Blutes Stimme" oder "Zunft der Lügner" schwirren in allen 11 Stücken auf "Streyf" mit.
Klar zu verzeichnen ist jedenfalls ein Schwinden von Ingos gutturalen Ausbrüchen. Die Texte sind im Vergleich zu den vorigen Alben deutlicher zu verstehen; bei der Abmischung in den Vordergrund gerückt und bei den Vocals greift Mastermind Ingo häufiger aus Flüstern und Zischen zurück. Wer übrigens "Im Gedenken..." mochte, wird nun mit "Geliebte Wut" einen Gehörorgasmus geniessen können – eine weitere, sehr emotionale Ballade in der Vita dieser Truppe.
Selbstverständlich verzagt auch die Brutalität nicht, neben den besonders intensiven Altmanierexplosionen "Ehr’ im Sieg, Ehr’ im Fallen", "Hinter Mauern aus Stein" und dem Albumtrumpf "Wenn das Licht uns nimmt" hauen praktisch alle Lieder genauso in die Fresse wie zu alten Zeiten.
Wie gesagt, die alten Pfade bleiben die bevorzugt beschrittenen, wenn auch leichte Einschübe moderner Marktmusik eingestreut wurden. Das Stirnrunzeln setzt in dieser Sache spätestens bei besagtem "Wenn das Licht uns nimmt" ein, sobald aus den Boxen ein untypisches "Hey!" schallt, mit Sicherheit keine traditionelle Heimdisco-Anheize aus dem Hause Riger. Auch zeugt das deutlich hohe Bangvermögen von "Streyf" von der Produktion und Inspiration im Kielwasser moderner Pagan- und Viking-Kapellen. Verantwortlich dafür dürfte neben der hörbar anderen Produktionstechnik auch der neue Drummer Tom Wenzeln sein, den man sich kurzum von der ebenfalls brandenburgischen Formation Ahnengrab krallte.
Kann man den Herrschaften (exklusive Gitarristin Nicola) diese leichten Änderungen übel nehmen?
Zweifellos nicht. Riger glänzen nach wie vor durch Eigenständigkeit und einen immensen Wiedererkennungswert, Riger sollte ein Markenzeichen für deutschen, innovativen Pagan Metal sein. Hier wird kein Götternamen-Domino gespielt oder Kunde von imaginären, epischen Schlachten getan, die Auslegung heidnischer Textkunst fällt bei der altbekannten Truppe nach wie vor sehr eigenwillig aus. Auf den Einzelnen bezogen, voller Emotionsgranaten und – ganz grosser Pluspunkt – anspruchsvoll fürs Köpfchen.
Auftritte der fünfköpfigen Kapelle werden in Zukunft also mit neuen Geschossen aufwarten und die Menge nach wie vor begeistern. Durch die Geradlinigkeit und die niemals schwindende Charakteristik der Riger-Platten kann man schon jetzt fast von einem Lebenswerk reden, dass die Dauermitglieder über die Jahre produzierten. Geniale Scheibe.
Albuminfo
Punkte |
5/5 |
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Label |
Det Germanske Folket |
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Veröffentlichung |
6/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Pagan Metal |