Kennt ihr das? Ihr hört eine Band, die ihr absolut genial findet, die allerdings im breiten Spektrum irgendwie durchs Raster der Aufmerksamkeit zu fallen scheint. Ich zumindest habe ausgerechnet bei Cult Of Luna dieses Gefühl. Die acht Schweden aus Umeå melden sich nun 2 Jahre nach "Somewhere Along The Highway" mit ihrem mittlerweile fünften Album zurück.

Nun ist es so, dass man, wenn man das grossartige Schaffen einer Band ein paar Jahre kennt, anfängt, Ansprüche an kommende Veröffentlichungen zu stellen. Leider bin auch ich nicht davon verschont geblieben und so lieferten Cult Of Luna mit "Eternal Kingdom" erst einmal etwas völlig unerwartetes ab. In den ersten Hördurchgängen musste ich mich teilweise fragen, ob das immer noch dieselbe Band ist, wie sie auf dem unerreichten Meilenstein "Salvation" zu hören war. Tatsächlich mussten sie es sein, denn zumindest Klas Rydbergs unverwechselbare Stimme war immer noch so eindrücklich und kraftvoll wie auf den vorigen Veröffentlichungen. Allerdings hatte sich ein anderer zentraler Punkt geändert, der mich auf den vorigen Alben so fesseln konnte; es ist die unglaubliche emotionale Zerwühltheit die so eindringlich aus den Boxen schallt. Mit ihrer Musik konnten sie mich im tiefsten Innern erschüttern. Auf "Somewhere Along The Highway" kündigte sich etwas Neues an: Es wurde öfters auf Post-Rock-Elemente zurückgegriffen. Und genau diese sind nun in der Anzahl weiter angestiegen und gereift.

Irgendwie liest sich dieser Absatz etwas negativ. Dabei sind dies alles schon gutgemachte Punkte. Cult Of Luna beweisen eine gewisse Wandlungsfähigkeit und damit auch den Willen, sich weiterzuentwickeln und nicht auf irgendwelchen vermeintlichen Erfolgsrezepten herumzureiten. Dies zeigt auch die Tatsache, dass nur noch ein Lied die Zehn-Minuten-Marke überschreitet. Gerade auch dieser Song, "Ghost Trail", zeigt die grosse Klasse, die von Cult Of Luna ausgeht. Emotionale Bass-Lines treffen feines Gitarrenspiel in den höheren Klangregionen, während sich über die Hälfte des Songs eine unheimliche Spannung aufbaut, die sich in stampfender Dissonanz entläd und in einen entspannten, gemächlichen Teil übergeht, nur um dann wieder in purer Aggression aufzugehen.

Was danach folgt ist ein weiteres Novum. Zwar hatten Cult Of Luna früher mit "Waiting For You" schon Instrumentale, allerdings waren diese selten als reine Interludien aufgebaut. "The Lure" ist zumindest als solches gekennzeichnet und genau diesen Zweck erfüllt es auch. Ein kurzer, abwechslungsarmer Song, der allerdings auf bisher ungehörte Klänge wie Trompeten zurückgreift.

Doch Songs weiter im Detail zu erklären wäre sinnlos. Cult Of Luna wirken nicht in einzelnen Liedern, sie wirken auf ganzen Alben. Denn nur auf dieser Spielzeit eröffnen sie dem Hörer die tatsächliche Tragweite der Musik. Wo ein Lied noch sehr einfach zu verdauen war, wirkt das nächste ("Mire Deep") wie ein psychedelischer Klotz, der erst noch erschlossen werden will. Was allerdings immer präsent ist, sind die stampfenden Riffs, die einen stets bei der Stange halten. Man wird von diesen Rhythmen praktisch gezwungen, den Körper mitwippen zu lassen, während die Intensität der Musik mit der Lautstärke stets zunimmt. Doch auch bei zurückgeschraubter Dynamik wissen die langgezogenen Töne sehr zu überzeugen, denn so ergibt sich ein grösserer Spielraum für eventuelle Experimente. Ebenso hat die Percussion-Abteilung die Möglichkeit, durch abwechslungsreiche Rhythmen zu glänzen.

Was kann man also daraus für ein Fazit ziehen? Nun, Cult Of Luna haben es wieder einmal geschafft und ein hochgradig einnehmendes Album aufgenommen, das ihrem bisherigen Schaffen mehr als gerecht wird. Für mich persönlich kommt es zwar nicht an "Salvation" heran, aber nichtsdestotrotz gibt es für "Eternal Kingdom" eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Ich kann vor Cult Of Luna nur den Hut ziehen.

Albuminfo

Punkte

 

5/5

Label

Earache Records

Veröffentlichung

6/2008

Format

CD

Land

Genre

Hardcore