Hinter der Formation lauern die zwei Musiker Jörg Schlabach und Pascal Dittmann aus Köln und Wuppertal. Die beiden Herren genossen ihre Schulzeit gemeinsam und fanden so zusammen zur Musik. Ihr aktuelles Projekt, Mein ganzes Heer, besteht in der jetzigen Form erst seit 2008. "Zwiestunde" ist die erste Veröffentlichung der Extremkünstler und wahrlich, sie haut rein...
...wenn auch auf eine sehr eigentümliche Weise. Denn im Vordergrund des ganzen Zeugs stehen die Texte. Diese entstanden wohl in gemeinschaftlicher Arbeit und besitzen auf dem Erstwerk einen Status als allübergreifendes Fundament. Oftmals ist es unklar, ob die Lieder vertonte Lyrik sind oder im Kielwasser musikalischer Inspirationen entstanden. Charakteristika der Scheibe sind ein äusserst exzessiver Gebrauch des Doppelpedals und immer präsente, verstreute Einwürfe langsamer Gitarrenfrickerlei – durch wenig Overdrive in der Verzerrung entsteht ein eher rockiges Bild der Sologitarre. Die Leadspur walzt uns gehörig was vom Teufel vor, weder gigantische Meisterwerke noch langweiliges Standardslashen.
Die Texte selbst verwandeln sich in den Augen des durchschnittlichen Hörers wahrscheinlich in unverständliches Kauderwelsch. Und wirklich, die expressionistischen Wortbauten, die sich irgendwo zwischen Sozialkritik und dorniger Selbstfindung und –reflexion befinden, hüten viele Geheimnisse, die ich auch nicht wirklich hinterblicke. Anstrengend, wer diese Scheibe ideologisch entschlüsseln will. Ich ahne es bereits, eine vernünftige Punktevergabe wird schwer...
Mitunter verstehen stimmliche Umsetzung und Instrumentenwand sich nicht so recht und spielen ein wenig an der angestrebten Harmonie vorbei. Ohnehin ist der weitgehend unverzerrte Klar- und Sprechgesang von Pascal sehr aussergewöhnlich und damit gewöhnungsbedürftig. Dass er keine Gesangsausbildung genossen hat merkt man übrigens genau so, wie es deutlich wird, dass Jörg Musik studiert hat.
"Zwiestunde" strotzt vor unverblümter, aufklärerischer Halbbrutalität, die zum Einen zur endgültigen Einsicht aufruft, wachzurütteln versucht, zum Anderen auch Botschaften resignierter Natur im Subtext versteckt. Durchweg teilt man uns die Musik durch einen Schleier urbanisierter Ausdrucksmöglichkeiten mit; Mein ganzes Heer sind modern, eigenständig und kompliziert zu verstehen. Feinkost.
Albuminfo
Punkte |
3/5 |
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Label |
Eigenproduktion |
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Veröffentlichung |
3/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Extreme Metal |