Die Legenda Aurea – eine Schrift über Heiligenlegenden - war im Mittelalter das meistgelesenste Werk. Diese Bekanntheit hat die gleichnamige Band aus der Schweiz wohl als gutes Omen angesehen. Auf jeden Fall scheint es ihr klares Ziel zu sein, den Musikmarkt mit ihrem Neuling "Ellipsis" zu erobern, denn gewisse Bemühungen haben wohl nicht einfach nur für sich selbst unternommen. So wurde das Bandlogo vom amerikanischen Künstler Travis Smith neu gestaltet und die Aufnahmen wurden in den renommierten Fascination Street Studios (u.a. Amon Amarth, Opeth, Hammerfall) in Schweden getätigt. Nicht nur mit dieser professionellen Unterstützung, auch mit ihrem musikalischen Schaffen an und für sich könnte es nun Legenda Aurea sicher gelingen, auch über die Landesgrenzen hinaus, sich einen Namen in der Szene zu machen.

Wenn ich eine Scheibe aus diesem Metal-Genre einlege, höre ich zu Beginn sehr genau hin, da oft irgendwelchen leisen oder kitschigen Intros auftauchen. In diesem Falle ist es jedoch anders, es kommt ziemlich rasant eine treibende Musikmauer auf einem zu. Spannung wird aufgebaut und die Band schafft es so innert Kürze, meine volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich frage mich sogleich, ob hier nun einmal wirklich wie versprochen eine progressive Band aus dem Opera Metal kommt. Als jedoch Frauengesang einsetzt, verwerfe ich diese Idee wieder, zu stark ist die automatische Assoziation mit Trällerelsen-Metal. Das, was da aber aus den Lautsprechern schallt, ist das, was man eine sehr angenehme, ja schon fast liebliche Stimme nennen könnte. Sogar jemand, dessen Geschmack diese Musik nicht trifft, hört ihr gerne zu. Zwar ordnet sich der Gesangsstil den Erwartungen ein und stellenweise geht es im Verlaufe der Platte stimmlich auch hoch hinaus, jedoch wird Simone zu keiner Zeit zu opernhaft wie eine Tarja Turunen. Somit gibt es schon den ersten Punkt für Legenda Aurea. Den Zweiten kriegen sie nach mehrmaligem Hören auch noch. Die progressiven Ideen der Band entlocken mir zwar ab und zu ein Stirnrunzeln, aber im Grossen und Ganzen stimmen sie mich positiv: Das Keyboard ist nicht zu dominant und die Gitarre - auch wenn sie als Einzelkämpferin auftaucht – kommt kräftiger und härter als üblich zum Einsatz. Die Songstrukturen sind nicht so vorhersehbar wie bei vielen anderen Bands dieser Musiksparte. An dieser Stelle muss ich noch kurz den Vergleich zum Szenegigant Nightwish ziehen: Legenda Aurea bieten deutlich weniger Bombast und auch weniger Chartpotential, was doch recht sympathisch ist.

Obwohl "Ellipsis" erst das zweite Album der Zürcher ist, ist hier bereits die dritte Sängerin am Werke. Es bleibt zu hoffen, dass der Posten am Mikrofon nicht mehr so schnell neu besetzt wird, denn das grösste Plus ist - neben der meist angenehmen Progressivität und Eigenständigkeit - hauptsächlich die tolle Stimme von Neuzugang Simone. Metalheads, die auf symphonische Musik mit Frauengesang stehen, sollten sich unbedingt mit der vorliegenden Scheibe beschäftigen. Alle anderen werden ja sowieso die Finger davon lassen.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

twilight zone records

Veröffentlichung

3/2009

Format

CD

Land

Genre

Metalcore