Ein erster Blick auf das Cover verrät einem, dass das Album auch einen Untertitel zu haben scheint, nämlich "Tribute To Unholy Metal". Nun wird man sich verwundert fragen, was das soll. Ein Blick auf die Trackliste eröffnet einem da ein paar Neuigkeiten. Ich bin ja nicht gerade jemand, der länderspezifische Klischees zelebriert, aber in Polen scheint wirklich viel gestohlen zu werden. Und auch Songmaterial ist davor nicht gefeit. In Ordnung, sie stehlen nicht, sie covern nur, immerhin soll das ganze ja ein Tribut sein. So sind unglaubliche vier von neun Songs Coverversionen. Die Glücklichen Bands, die dafür herhalten durften, sind Running Wild, Piledriver, Hellhammer und Sarcófago. Wie man jedoch auch an der beachtlichen Anzahl der Songs erkennen kann, hat man es nicht mit dem längsten Album der Welt zu tun. Gerade einmal 25 Minuten werden einem geboten und das ist schon mal ein massiver Negativpunkt. Einen vollen Albumpreis für weniger als eine halbe Stunde Musik zu verlangen, die nicht mal zur Hälfte von der eigentlichen Band stammt, ist doch eine rechte Frechheit.
Untersuchen wir mal dieses selbst komponierte Liedgut. Ein Mix aus Black und Death Metal erwartet einen. Und so gerne ich hier auch etwas ankreiden würde, Stillborn wissen wie man guten Metal schreibt. Alles um einen herum schreddert im absoluten Höchsttempo herum, natürlich garniert mit ordentlich Blastbeats. Die schiere Aggression, welche hier rübergebracht wird, gekoppelt mit ordentlicher Atmosphäre, ist sehr angenehm zu hören. Besonders die Stimmen - Merke: Plural, da zwei Sänger an den Mikros stehen - sind auch hervorzuheben, die durch ihren dreckigen Klang die eigentliche Musik perfekt unterstreichen. Und gerade durch die beiden Stimmen bekommt die Musik einen sehr interessanten Charakter, sodass man meint, eine ganze Armee von Musikern würde einem um die Ohren donnern, statt nur der tatsächlichen vier Akteure.
Die Cover sind insgesamt recht angenehme Umsetzungen der Originale. Zumal sie vielfach sehr viel besser aufgenommen sind als die Originale und durch die Anpassung an den eigenen Stil doch einen gewissen, jedoch sehr geringen Originalitätsfaktor mit sich bringen. Die eingeschworenen Fans der verschiedenen Bands werden wohl anders darüber denken, beispielsweise dass Hellhammer zur Abwechslung mal so klingen, als würden die Leute dahinter auch die Instrumente beherrschen, oder bei Running Wild eben kein epischer Klargesang zum Einsatz kommt, aber ich persönlich finde es immer gut, wenn eine Band bei Coverversionen ihren eigenen Stempel aufdrücken kann.
Nun stehe ich vor einer schwierigen Entscheidung. Einerseits ist das selbstgeschriebene Material wirklich gut und knüppelt ordentlich und die Cover sind tolle Umsetzungen ihrer Originale, aber der Ökonom in mir will einfach die Tatsache anprangern, dass hier nur wenig eigenes Material geliefert wird und die Spielzeit selbst fast schon kriminell kurz ausgefallen ist. Mein Tipp an Stillborn ist, dass sie sich mehr auf das Schreiben eigener Songs konzentrieren sollten - denn das können sie wirklich gut - und die Covers dann einzeln auf die Alben oder irgendwelche Compilations und EPs packen. Deshalb möchte ich mich hier abermals einer numerischen Bewertung entziehen und damit verbleiben, dass Stillborn wirklich gute Musik machen, jedoch hier zu viel Fremdmaterial vorhanden ist und die Spielzeit wirklich viel zu kurz ist.
Albuminfo
Punkte |
0/5 |
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Label |
Dissonance Records |
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Veröffentlichung |
3/2009 |
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Format |
CD |
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Land |
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Genre |
Black Metal |