Aussen Hui. Und innen?
Helvegr nennt sich die vierköpfige Truppe aus Bayern, die verantwortlich ist für das vorliegende Album "Im Mondschein". Das Cover ziert ein recht imposantes Bildchen eines nächtlichen Ausblickes auf Ferne Gebirge, das Artwork allgemein strotzt vor Ästen und Gebüsch. Pagan Black Metal? Vermutlich.

Die frostig diesige Aggressivität, die man bei so einer Aufmachung erwarten darf, versteckt sich nach Einlegen der CD allerdings hinter dem nächstbesten Sofa. Die Scheibe klingt gewaltig nach Hobbyaufnahme – nicht nur in Sachen Klangqualität. Was uns die Asatru Klangwerke da andrehen, ist eine Zumutung, in absolut jeder Hinsicht. "Im Mondschein" präsentiert uns beispielhafte Impressionen für wirklich miese Texte, die sich irgendwo zwischen "Reim dich oder ich kreuzige dich" und wortkargen Märchenstunden unter der Leitung eines senilen Tattergreises, bewegt. Allein beim Lesen schlägt das Fremdschäm-Barometer Alarm, Rhythmus und Einfallsreichtum sind rar wie Nikotin in einer Straight-Edge Kneipe.
Wo Schlagzeug und andere Instrumente normalerweise miteinander harmonieren, stellen sie bei Helvegr zwei Gegner dar, die sich wie Süss und Sauer auf Teufel komm raus nicht miteinander abgeben wollen. Selten bringt die Saitenschwingung mal so etwas wie ein Riff hervor, selten kommt man über etwas hinaus, dass am ehesten rau produziertem Punk gleicht.

Aus Verzweiflung wird schnell ein Schmunzeln, wenn sich der Sänger Fyrst mit tiefen Tonlagen abquält oder ein klägliches Duett mit einer weiblichen Kollegin wagt ("Einsamer Wanderer"). In mancherlei Hinsicht scheint mir da Hopfen und Mais verloren. Die Gitarre leistet neben dem Schlagzeug noch am meisten, was allerdings auch schon auf nervenaufreibend niedrigem Anspruchslevel stattfindet.

Dass der einsame Wanderer nur vorläufiger Höhepunkt unbeschreiblicher Ohrenfolter war, wird beim letzten Tonwerk der Scheibe deutlich. "Das Sauflied" (man bemerke den epischen bestimmten Artikel) öffnet mit einem widerlichen (programmierten?) Synthie-Riff, das wohl irgendein nicht vorhandenes Folk-Instrument ersetzen sollte. Nachdem die zum falschen Zeitpunkt einsetzenden, jedes Metronom zum explodieren bringenden, übrigen Instrumente dann dazu stossen, arbeitet der Text langsam auf ein "Skol" hinaus, dass ein Messgerät stimmlicher Hörgangpenetration nocheinmal auf Rekordwerte treibt. Man meint spätestes hier, es mit einer Schülerband zu tun zu haben, die sich in düstere Gefilde verirrt hat.

Innen Pfui.
Bei Helvegr muss sich musikalisch unwahrscheinlich viel tun, wenn es jemals zu einem durchschnittlich erfolgreichen Debut kommen soll. In Ordnung, es geht theoretisch noch mieser, aber hier bewegen wir uns wirklich schon an der untersten Grenze. Immerhin ist gewisses technisches Know-How vorhanden, Schlagzeuger Alphawolf leistet gute Arbeit (es sei denn die guten Parts wurden von Manuel Di Camillo (Equilibrium) eingespielt, der hat nämlich über mysteriöse Umwege auch mitgeeifert), die Gitarre beweist Qualifikationen (trotzdem Fyrst, gib den Gesang auf) und der Bassist muss mehr in den Vordergrund gebracht werden. Keyboarderin Dunkelheit beherrscht die Tasten, aber kann sich in dieser Formation nicht vernünftig ausleben.
Ganze zwei Gnadenpunkte.

Albuminfo

Punkte

 

1/5

Label

Asatru Klangwerke

Veröffentlichung

2/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal