Wenn eine Band zwei Labels dazu bewegt, eines ihrer Alben gemeinschaftlich zu vertreiben, dann dürfte das schon was heissen. Immerhin bemühen sich das tschechische Label Zero Budget Productions und Walk Records aus Sarajevo augenscheinlich ordentlich, um die unlängst veröffentlichte Scheibe der Bosnier Silent Kingdom einem grossen Publikum zugänglich zu machen.

Eine Unterkategorie traditionellen Schwarzstahls namens Epic Progressive Black Metal ist mit "Legends Of An Old Grave" um ein Werk reicher. Neun Lieder umfasst es, produziert in einer Instrumentalisierung, die für progressive Klangkunst metallischen Ursprungs üblich ist. Mit "üblich" meine ich vor allem ein nicht unwichtiges Keyboard und eine unbescheiden eingesetzte E-Gitarre. Die ganze Chose verschlägt den Hörer in stimmigen Momenten in die Anfangsjahre der Italiener von Stormlord zurück, mitunter klingelt das episodische Gedächtnis auch vor Assoziationen mit schwedischem Todesstahl.
An Individualität mangelt es den Bosniern allerdings nicht. Vielmehr beweisen sie durch den gigantischen Verschleiss an Soli und Übungen der Fingerakrobatik ihren Hang zum technisch astreinen und virtuos eingespielten Musikwerk. Sehr weit entfernt vom schier altertümlichen Tape-BM bewegen sich Silent Kingdom in einer offeneren, nicht festgefahrenen Dampflok des musikalisch anspruchsvollen Black Metal neuzeitlicher Spielart. Euronymous wird sich im Grabe drehen.

Soll er doch. Denn auch wenn "Legends Of An Old Grave" in gewissen Punkten uninteressant klingt und durchaus Schwächen vorweist, eben diese progressive, exzessive Griffbretthopserei von Gitarrist Edin Cehovic haut einiges raus.
Durch die Besessenheit von spieltechnischer Raffinesse ist vor allem der Gesang auf der Scheibe arg im eher unwichtigeren Teil anzusiedeln. Überhaupt kommt man mit relativ wenig Stimmeneinsatz zurecht, ohne dass es grossartig stört. Denn es sind vor allem jene Lieder mit organbedingter Vokalisierung, die etwas schwerfälliger ausfallen. Leider versinken professionellen Gitarreneinlagen in der zweiten Hälfte des Albums etwas in Langweiligkeit und man ist sich irgendwann sicher, alles schonmal gehört zu haben. Kein Wunder, bei den endlosen Soli und Riffs. Hier wird jede Note zweimal umgedreht.

Hammerharte Schlagzeugspuren treiben die Fingerarbeit der Saiteninstrumente an – die treibende Kraft, "Legends Of An Old Grave" auf lange Sicht anspruchsvoll und attraktiv zu halten fehlt jedoch. Für den Augenblick mag das Album so einiges hergeben, nach einiger Zeit verliert es allerdings stark an Spannung.
Wer auf technische Raffinesse fern ab von 08/15- Garagenriffs steht, darf hier aber getrost die Geldbörse zücken und die Schwarzstahlformation aus Bosnien-Herzegowina unterstützen.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Zero Budget Productions / Walk Records

Veröffentlichung

2/2009

Format

CD

Land

Genre

Black Metal