Vermutlich werde ich den britischen Folk-Metallern Waylander mit diesem Review zumindest teilweise Unrecht tun, dies aber mit gutem Grund - und ganz so schlimm wird's auch nicht werden...

Es ist nämlich so, dass Waylander die Band im Folk Metal sind und waren, die bei mir aus ungeklärten Gründen die wenigste Beachtung gefunden haben.
An der Distribution und der Promotion ihrer Werke kann es eigentlich nicht gelegen haben, denn mit Listenable, Century Media und Blackend hat beziehungsweise hatte man eigentlich durchweg starke Partner an seiner Seite, die sich sicherlich schon im eigenen Interesse nach Kräften um das Fortkommen der Truppe bemüht haben.
Nichtsdestotrotz fehlen Veröffentlichungen wie "Reawakening Pride Once Lost" und "The Light, The Dark And The Endless Knot" nicht nur in meinem Plattenschrank, sondern entziehen sich nahezu gänzlich meinem schwermetallischen Wortschatz - doch daran sollen Waylander nun wirklich nicht zu leiden haben, deshalb tat ich bewusst den Griff zum neuen Album "Honour Amongst Chaos" und fühle dem Nachzügler auf den Zahn...

Sieben Jahre dauerte die Schaffenspause seit dem Vorgänger-Scheibchen an, jetzt hat man Nägel mit Köpfen gemacht und die Platte rausgehauen.
Wobei, Nägel mit Köpfen sehen eigentlich anders aus - vielmehr hören sie sich anders an, zumindest in meinen Ohren.
Wer nämlich nach dem üppigen kreativen Winterschlaf mit einem Ausbruch akkustischer Geniestreiche gerechnet hat, der ist schief gewickelt.
Waylander scheinen während ihrer Abwesenheit scheinbar nicht mitbekommen zu haben, dass sich inzwischen Truppen auf der Bildfläche tummeln, die sich sowohl im klassischen Folk Metal als auch den Humppa-Abwandlungen mehr als heimisch fühlen - und gegen solche Szenegrössen kann man mit Durchschnittsware nicht viel ausrichten.
So versuchen sich die Briten neben den treibenden Galopp-Passagen brav an Flöte, Mandoline und sonstigen traditionellen Klangkörpern, stellen sich dabei allgemein aber nicht sonderlich kreativ an, sodass das Geflöte und Gebrülle schnell zu dröger Kaugummimusik verkommt.
Klar, zu Beginn der Viking und Folk Metal-Szene hat man mit diesem Gewerk mehr als nur einen Blumentopf gewonnen, heutzutage wird man allerdings von Truppen wie Eluveitie und Korpiklaani geradezu überrollt, will man mit seinem Brot vom Vortag ernsthaft punkten.

Ich will mit dieser Feststellung nicht darauf hinaus, dass das Tonmaterial auf "Honour Amongst Chaos" schlecht oder minderwertig ist - nein, es birgt in jedem Falle zahlreiche Reize, ihm das Ohr zu leihen.
Dennoch bietet die aktuelle Metalwelt bessere Alternativen, weswegen die Band mit diesem Album im Prinzip nicht zufrieden sein kann.
Zu guter Letzt gesellt sich zur Standard-Instrumentierung und dem sensationsfreien Songwriting eine verbesserungswürdige Aufnahmequalität, die zwar wuchtig und forsch daherkommt, insgesamt aber etwas verhangen klingt und den Blick auf die musikalische Pracht leicht eintrübt.

So, also:
Ist man Fan des guten alten Folk Metal, so kann man mit Waylander und "Honour Amongst Chaos" nichts grundlegend falsch machen.
Die Spielzeit ist mehr als grosszügig, das Material tritt in den Hintern, das Komplettpaket passt schon.
Man darf nur nicht den Fehler machen, zu grosse Erwartungen zu hegen, denn diese werden in jedem Falle enttäuscht.
Daher kategorisiere ich die Platte als gutes Album, das leider seiner Zeit etwas hinterherläuft.

Albuminfo

Punkte

 

3/5

Label

Listenable Records

Veröffentlichung

10/2008

Format

CD

Land

Genre

Pagan Metal